02.10.21
Das 1x1 der richtigen Zeltpflege, oder warum dein Zelt nicht in die Waschmaschine gehört

Das 1x1 der richtigen Zeltpflege, oder warum dein Zelt nicht in die Waschmaschine gehört
Text und Bild: Mara Biebow - trekking-lite-store.com
Ein Zelt oder Tarp wird dreckig. Das ist nun einmal so und lässt sich eigentlich nur verhindern, indem man es nicht benutzt, was wiederum nicht das ist, wofür wir uns ein Zelt anschaffen. Wir wollen es ja benutzen. Also egal wie wir es drehen und wenden: Ein Zelt oder Tarp wird dreckig. Also muss man es ab und zu mal reinigen. In diesem Artikel verraten wir dir unsere besten Tipps, damit die Zeltreinigung leicht von der Hand geht.
Außerdem lest ihr in diesem Blog:
- Warum sollte ich meinen Shelter überhaupt reinigen?
- Was hilft gegen Schimmel, Harz, Stockflecken oder Vogelkot auf der Zeltplane?
- Und wie kann ich mein Zelt schon während des Campings pflegen und Verschmutzungen vorbeugen?
Disclaimer: Alle Tipps, die du in diesem Artikel findest, sind als Vorschlag zu verstehen. Zeltmaterial ist empfindlich und kann durch Reinigungsversuche mit schärferen Mitteln als Wasser oder speziellem Zeltreinigungsmittel nachhaltigen Schaden nehmen. Entscheidest du dich trotzdem mit Hausmitteln oder Reinigungsalkohol zu arbeiten, dann tust du dies auf eigene Gefahr. Eine Erstattung aufgrund von Schäden, die durch die Reinigung entstanden sind, ist ausgeschlossen.

Warum sollte ich mein Zelt reinigen?
Fangen wir mit dieser grundlegenden Frage an. Dass ein Shelter dreckig wird, haben wir ja schon festgestellt. Das Problem mit Verschmutzungen ist allerdings nicht in erster Linie die Optik. Klar sieht ein sauberes Zelt schicker aus, als ein schmutziges. Aber seien wir mal ehrlich: Optik kümmert uns nach zwei Wochen auf dem Trail mit Katzenwäsche am Seeufer auch nicht mehr unbedingt.
Das eigentliche Problem mit dem Dreck: Er greift das Material an und führt zu schnellerem Verschleiß. Das kann mechanisch passieren, wenn zum Beispiel Sand ständig auf den Planen schabt. Irgendwann ist auch die dickste und beste Beschichtung ab. Aber auch chemisch wird das Material angegriffen. Im Vogelkot siedelnde Pilze geben beispielsweise sehr saure Substanzen ab, die dann ätzend auf der Zeltplane wirken.Es ist übrigens egal, ob du es sich um eine Silikon- oder eine PU-Beschichtung handelt.
Um die Frage also zu beantworten: Wer lange etwas von seinem Zelt haben will, der reinigt es nach dem Gebrauch, nach der Tour oder auch mal zwischendurch. Das geeignete Handwerkszeug dafür, hat man meistens sowieso dabei.

Wie reinige ich mein Zelt richtig?
Welches Material brauche ich, um mein Zelt zu putzen?
Für die Reinigung in der einfachsten Ausführung braucht man nicht viel und das meiste davon hat man auf der Tour dabei, oder hat zumindest Zugang zu. So kann man auch unterwegs mal schnell den gröbsten Dreck entfernen.
- Microfasertuch bzw. weicher Schwamm bzw. weiche Bürste
- (klares) Wasser evtl mit etwas unparfümierter Seife versetzt
Bei hartnäckigeren Verschmutzungen oder bei der Grundreinigung vor dem Einlagern kann man diese Grundausstattung dann erweitern:
- spezieller Zeltreiniger (z.B. dieses hier von Atsko)
- (alte) Zahnbürste und Silikonspray für die Reißverschlüsse
- geeignetes Imprägniermittel
- Gartenschlauch und/oder Badewanne
Bei speziellen Fleckenarten sind dann manchmal noch gesonderte Hausmittel oder ein bisschen Improvisation notwendig. Aber darauf kommen wir weiter unten zu sprechen.
Zeltpflege light – Leichte Verschmutzungen entfernen
Staub und Schlamm auf dem Zelt lassen sich kaum vermeiden. Wir campen ja nicht in einer sterilen Umgebung. Diesen Alltagsdreck kann man meist einfach mit einer weichen Bürste abbürsten oder mit einem trockenen Lappen entfernen. Am einfachsten geht das, wenn das Zelt aufgebaut ist. Hat dein Zelt ein Innenzelt, solltest du es bei dieser Gelegenheit ausschütteln. So entfernst du direkt Sand, Steinchen und was man sonst noch so mit hinein geschleppt hat. Den Rest kann man einfach wegwischen oder mit dem Staubsauger vorsichtig wegsaugen.
Wenn man das ganze zu Hause macht, ist der Gartenschlauch ein Top-Hilfsmittel. Damit lässt sich der Dreck einfach wegspülen, hartnäckigere Flecken werden eingeweicht und gleichzeitig überprüfst du, ob dein Zelt undichte Stellen hat. Win-Win-Win quasi. (Was du machst, wenn du undichte Nähte entdeckst, liest du übrigens hier.)
Apropos hartnäckige Flecken oder auch muffige Gerüche. Manchmal hilft selbst der Gartenschlauch nicht weiter und klares Wasser und Geduld kommen an ihre Grenzen. Dann hilft nur noch eins: die Waschmaschine.
Dein Zelt gehört natürlich auf gar keinen Fall in die Waschmaschine! Unter keinen Umständen. Niemals. Jemals. Die mechanischen Kräfte, die in der Waschmaschine am Zeltstoff ziehen und zerren sind zuviel. Sie leiern dein Zelt aus, machen es marode, die Imprägnierung ist hinüber und im schlimmsten Fall entstehen sogar kleine Risse oder Löcher. Gerade für die Nähte ist die Belastung viel zu hoch. Also nochmal zum Merken: Ein Zelt gehört nicht in die Waschmaschine. Handwäsche ist angesagt.
Zeltpflege Pro Version – Verdreckte und stinkende Zelte richtig reinigen
Um dein Zelt schonend zu reinigen, braucht es spezielle Reinigungsmittel. Gängige Haushaltsreiniger sind viel zu scharf und greifen Beschichtung und Material an. Das gilt ganz besonders für Scheuermilch und Ähnliches. Stattdessen solltest du unbedingt auf spezielles Zeltreinigungsmittel zurückgreifen, dass sich rückstandslos ausspülen lässt. Außerdem verzichtet es auf Duftstoffe, die sonst bei der nächsten Tour Insekten und anderes Getier anlocken könnten.
Aber wie wasche ich denn nun ein Zelt? Zunächst einmal langsam und vorsichtig und per Hand in der Badewanne. Diese füllst du mit Wasser, gibst nach Packungsanweisung den Reiniger dazu und dann kann schon das Zelt rein. Bei diesem öffnest du alle Reißverschlüsse und drehst es am besten auch noch auf links. Dann lässt du es (wieder nach Packungsanweisung) einweichen und spülst es anschließend mit klarem Wasser solange aus, bis kein Waschmittel mehr drin ist. Ist das Zelt gewaschen, muss es anschließend durchtrocknen. Bei gutem Wetter stellst du es am besten an der frischen Luft auf. Ansonsten tut es auch ein trockener, gut belüfteter Raum oder Keller. Wichtig ist, dass du darauf achtest, dass das Zelt wirklich vollständig trocken ist, bevor du es wieder verpackst. Sonst nutzt die beste Zeltpflege nichts, denn dann hast du beim nächsten Auspacken vermutlich Schimmel auf und im Zelt.
Details der Zeltpflege – Stangen, Schnüre und Reißverschluss reinigen
Wer sich einmal die Zeit nimmt, seinen Shelter gründlich sauber zu machen, der sollte bei den Details nicht aufhören. Außerdem machen die Verschmutzungen ja nicht vor dem Gestänge oder den Schnüren halt. Wir hier an der Ostsee können ein Lied davon singen, was salzhaltige Luft mit Metall anstellt. Unser Tipp: Um Rost zu verhindern kann man die Metallteile mit einem feuchten Lappen abwischen (aka das Salz entfernen), alles trocknen lassen und eventuell mit ein bisschen Silikonspray dem nächsten Rost vorbeugen. Gleiches gilt auch für Heringe.
Der Reißverschluss ist wahrscheinlich das, wo du Schmutz als erstes merkst. Wenn der ehemals leichtgängige, geschmeidige Verschluss nämlich anfängt zu ruckeln und zu klemmen. Sand und Salz bekommt man aber mit einer Zahnbürste gut aus den kleinen Zähnchen herausgebürstet. Wenn man den sauberen Verschluss danach noch mit Kerzenwachs oder Silikonsprach behandelt, läuft er wieder locker und leicht.
Die Reinigung der Abspannseile ist dem gegenüber denkbar einfach: abbauen, in einen Wäschesack oder Stoffbeutel packen und ab in die Waschmaschine. Die einzige Schwierigkeit oder eher das Zeitaufwendige ist hier, dass auch die Schnüre durchtrocknen müssen.
Egal, ob Light oder Pro Reinigung, egal ob nur abbürsten oder waschen, ob Katzenwäsche oder Grundreinigung: Das Zelt muss anschließend trocknen und zwar richtig. Bevor du es einpackst muss jedes Fitzelchen Feuchtigkeit verschwinden, sonst gibt es Schimmel, Stockflecken und Gestank. Und dann hätte man sich den Aufwand mit dem Zelt reinigen sparen können.

Was hilft bei …
… Flecken, bei denen gar nichts hilft? Wo Wasser, Reiniger und Geduld versagen? Die Rede ist von Schimmel, Vogelkot, Fett, Harz, und so weiter. Einige davon sehen nur unschön aus, andere greifen das Zeltmaterial an und können es schädigen. Am besten verhindert man also, dass so ein Zeug überhaupt erst auf dem Zeltdach landet (durch ein Tarp, das man noch spannt, oder durch das Nicht-Aufbauen unter harzenden Bäumen).
Wenn sie dann aber drauf sind, dann brauchen sie meistens eine Sonderbehandlung. Schrubben ist aber tabu, auch wenn es verlockend ist. Damit bekommt man villeicht bestimmte Flecken weg, die Imprägnierung und Beschichtung ist aber gleich mit hinüber ...
… Schimmel und Stockflecken auf dem Zelt
Besonders ersteres gehört so ziemlich zum schlimmsten, was man haben kann. Nicht nur ist Schimmel eher suboptimal für das Zeltmaterial, Schimmelsporen sind auch gesundheitsgefährdend. Allerdings ist es auch etwas, was sich leicht vermeiden lässt. Gib deinem Zelt nur genügend Zeit zum Trocknen.
Auch Stockflecken entstehen durch ein feuchtes Einlagern und können schon Schimmelsporen enthalten. Kleine betroffene Stellen und frischen Schimmel wäschst du möglichst schnell mit einer milden Seife und viel Wasser ab. Ist der Schimmel schon ins Gewebe eingedrungen, hilft das allerdings nicht mehr. Um diese Schimmelsporen abzutöten, braucht es Reinigungsalkohol oder etwas Ähnliches. Das Problem: Dieser greift das Zeltmaterial an und kann es im schlimmsten Fall zerstören. Daher lässt du es am besten gar nicht erst zur Bildung von Schimmel oder Stockflecken kommen!
Gegen Stockflecken würde oft nur Bleichmittel oder Essig helfen. Verwendet man eines davon, kann man sich aber direkt von Imprägnierung, Beschichtung und Farbe verabschieden. Das Zeug ist viel zu scharf für das Gewebe. An sich stören die Flecken ja auch nur die Optik (die uns ja fast egal ist). Nicht egal ist der Geruch im Inneren. Hier bewähren sich Enzymreiniger, die aus Mikroben bestehen, die sich der Geruchspartikel annehmen. Sie kommen aus dem Tauchsport und nach Packungsanweisung angewendet schaffen sie es, dass das Zelt nicht mehr stinkt. Ein etwas pragmatischerer Tipp, wenn man keinen Enzymreiniger zur Hand hat: Textilsprays namhafter Hersteller zaubern einen frischen Duft in dein Zelt.
… Vogelkot auf dem Zelt
Wie am Anfang des Artikels angedeutet, ist Vogelkot ebenfalls auf der Liste der Topfeinde für Zeltmaterial. Die Bakterien im Kot können gesundheitsschädigend sein. Die auf dem Kot siedelnden Pilzkulturen greifen mit ihren sauren Ausscheidungen das Zeltmaterial an. Also: weg damit!
Trocken lässt sich das ganze recht gut mit einem Löffel abkratzen und anschließend sauber wischen. Frischen Vogeldreck solltest du ebenfalls zunächst grob entfernen (z. B. mit einem Löffel), um ihn nicht beim Abwischen noch weitflächiger zu verteilen. Anschließend mit lauwarmem Wasser abwischen. Wenn nötig solltest du die betroffenen Stellen nach dem Trocknen neu imprägnieren.
… Harz auf dem Zelt
Gerade unter Nadelbäumen kann es durchaus vorkommen, dass Harz auf dein Rainfly tropft. Prinzipiell ist das auch gar nicht schlimnm. Harz greift nicht das Zeltgewebe an und wenn überhaupt verstärkt sich die Imprägnierung an diesen Stellen.
Wer sich dennoch an den Flecken stört, sollte warten, bis das Harz trocken ist. Getrocknet lässt es sich nämlich einfach und schnell abkratzen. Bleibt etwas zurück, kann man zum Olivenöl greifen. Der zurückbleibende Fettfleck lässt sich gut ignorieren oder wie nachfolgend beschrieben entfernen. Imprägnieren steht dann auf jeden Fall auf dem Plan.
… Fettflecken auf dem Zelt (oder auch Sonnencremeflecken)
Fettflecken oder Sonnencremeflecken landen schnell mal auf dem Stoff. Sie stellen vor allem ein optisches Problem dar. Wenn man aber ohnehin gerade das Zelt putzt, kann man diese beiden Flecken auch gleich mit ein bisschen unparfümierter Seife und Wasser entfernen.
Frische Flecken (also heruntergetropftes Fett oder Sonnencreme nimmt man am besten direkt mit einem Stück Klopapier, einem weichen Tuch oder Taschentuch auf.
… Kerzenwachs, Kaffee und Wein
Der romantische Abend sieht am nächsten Morgen meist weniger romantisch aus: heruntergetropftes Kerzenwachs und Rotweinflecken. Beim Frühstück gesellt sich dann vielleicht noch ein Schluck Kaffee dazu. Frisch lassen sich sowohl Wein als auch Kaffee easy mit einem Lappen entfernen. Eingetrocknet kannst du sie entweder ignorieren (mit der Zeit verblassen sie von selbst) oder aber punktuell mit Zeltreinigungsmittel behandeln, einwirken lassen und gut ausspülen.
Kerzenwachs lässt sich trocken abkratzen (Achtung hier, damit du die Beschichtung nicht gleich mit abkratzt. Reste kannst du mit einem Fön vorsichtig erwärmen und mit einem Löschpapier aufsaugen.

Putzmuffel? Kein Problem!
Schon während Aufbau und Camping kann man dafür sorgen, dass man am Ende nicht so viel zum Putzen hat. Das fängt mit der Wahl des Zeltstellplatzes an und hört mit dem sorgsamen Umgang auf. Stellplätze unter Bäumen können potentiell für Harzflecken oder Vogeldreck sorgen. Gleichzeitig bieten sie aber auch Schutz vor UV-Strahlen, die zwar kein sichtbaren Schäden verursachen, das Material aber trotzdem zermürben. Hier muss man abwägen und unser Tipp: Lieber unter den Bäumen stehen und regelmäßig den Vogeldreck entfernen, als in einem glühend heißen Zelt dampfgegart werden.
Auch beim Zelten kann man vorsorgen: Schuhe werden im Vorzelt ausgezogen, sodass kein Sand ins Innenzelt geschleppt wird. Reißverschlüsse sorgsam gebrauchen. Feuchter Dreck wird direkt abgewischt. Und zu guter Letzt unser Lieblingssatz: Das Zelt gut trocknen lassen. Wenn nicht auf dem Campingplatz, dann spätestens zu Hause.