16.10.21
Der große TLS Hering-Guide - Welchen Hering benutze ich wann?

Der große TLS Zelthering-Guide
Welchen Zelthering benutze ich wann?
Wann benötigt man welchen Zelthering? Wie verwende ich sie? Und warum heißt der Hering überhaupt so? Hier erfährst du alles, was du zu dem Thema wissen musst.
Wir könnten jetzt mit einem semi-lustigen Witz über Fische in den Artikel starten. Deiner und unserer Gesundheit zu Liebe lassen wir das aber. Stattdessen verraten wir dir, dass du in diesem Blogartikel alles erfährst, was es über Heringe (also, die aus Metall nicht die aus dem Wasser) so zu wissen gibt. Es geht um Material, um Form und Verwendung der kleinen und großen, essentiellen Bestandteile der Camping-Ausrüstung. Und auch ein bisschen um Fische. Am Ende kannst du dir außerdem eine Übersicht herunterladen, mit der du alle Infos auf einen Blick parat hast.

Materialien im Überblick
Sie finden sich in jeder Camping-Ausrüstung in den unterschiedlichsten Ausführungen: Zeltheringe. Ohne sie lässt sich kein Zelt bequem abspannen. Sie sind außerdem ein Ausrüstungsteil, bei dem sich in der Ultraleicht-Szene ausnahmsweise nicht darüber gestritten wird, ob man sie mitnimmt, sondern wie viele, in welcher Form und vor allem, aus welchem Material. Damit sind wir schon mitten im Thema.
1. Stahl
Stahl ist eine Legierung aus Eisen und Kohlenstoff. Dieses Material ist extrem robust und quasi unkaputtbar. Nicht umsonst wird es sehr gern in der Konstruktions- und Baubranche verwendet. Stahl ist günstig in der Anschaffung, allerdings bringt er einiges an Gewicht mit sich.
2. Aluminium
Im Vergleich zu Stahl ist Aluminium deutlich leichter. Nicht umsonst wird es auch als Leichtmetall bezeichnet. Das geringe Gericht hat seinen Preis: Zwar ist Aluminium immer noch recht robust, bei harten, felsigen Untergünden verbiegt es sich allerdings.
3. Titan
Titan ist ein ultraleichtes High-Tech Material, das ursprünglich aus der Raumfahrt stammt. Schon das zeigt: In punkto Härte und Robustheit steht dieser Werkstoff dem Stahl in nichts nach. Zudem korrodiert es gar nicht oder kaum. Der Nachteil ist, dass Titan sehr teuer ist in der Anschaffung.
4. Kunststoff
Wenn Titan an dem einen Ende der Preisspanne ist, rangiert Kunststoff am genau entgegengesetzten Ende. Dazu kommt ein geringes Gewicht auch bei großer Fläche. Die Haltbarkeit und Robustheit von Kunststoff Heringen ist jedoch extrem von der Qualität des verwendeten Kunststoffs abhängig.
5. Holz
Gut, Holzheringe sind zugegebenermaßen ein Nischenprodukt und eher bei stilechten Zelten auf Mittelaltermärkten zu finden. Durch die raue Oberfläche haben sie einen guten Halt im Boden und dass sie aus einem nachwachsenden Rohstoff bestehen ist ebenfalls ein Pluspunkt. Die Anfälligkeit für Feuchtigkeit und Nässe macht sie jedoch nicht alltagstauglich.

Fisch oder Feature?
Oder warum heißt der Zelthering eigentlich Hering?
Das könnte eine typische Frage sein, die ein Kind stellt und an denen Erwachsene verzeweifeln. Da wir ja gerade ohnehin über Heringe reden, können wir die Frage gleich mal mit klären. Oder es zumindest versuchen. Denn an sich ist die Herkunft des Wortes Hering unklar. Fakt ist aber, dass es schon im Mittelalter (also im Althochdeutschen) verwendet worden ist. Einer These zufolge leitet es sich von dem lateinischen „haerere“ ab, was „hängen bleiben“ bedeutet.
Auch wenn das logisch klingt, finden wir als Ostseekinder natürlich den zweiten Erklärversuch besser: Die Form des Zeltherings erinnert entfernt an den Fisch Hering.
Übrigens: Als Heringe werden nur die breiten, verwinkelten Zeltanker bezeichnet. Die stiftförmigen, runden Teile nennen sich Zeltnägel oder Erdnägel. Falls du irgendwann mal klugscheißen möchtest. Heringe sitzen besser im Boden, drehen sich nicht und lassen sich weniger leicht herausziehen als Zeltnägel. Dafür lassen sich (gute) Zeltnägel problemlos auch in harte Böden einhämmern.

Butter bei die Fische: Welchen Zelthering brauche ich wann?
Der Zeltnagel oder Felsnagel
Die einfachste Art des Zelt- oder Erdnagels sind die dünnen, labbrigen Dinger, die günstigen Zelten beiliegen. Sie sind nicht viel mehr als ein dicker Alu-Draht und scheitern dementsprechend schon an Wurzeln und Steinen auf der Campingplatz-Wiese. Solche verbogenen Zeltnägel hat sicher jeder schon einmal gesehen, oder kennt sie noch aus seiner Anfangszeit beim Camping. Wenn man sich für Zeltnägel entscheidet, dann sollten es schon sehr robuste Erdnägel sein.
Hochwertige Zeltnägel sind meist aus Stahl und vor allem für den Einsatz im rauen Gelände, auf harten Böden, Stein und Felsen gedacht. Sie lassen sich Einhämmern ohne zu verbiegen, oder sind sogar mit einem Gewinde versehen, mit dem sie in den Untergrund geschraubt werden. Sie bieten definitiv einen sicheren Halt, sind durch ihre Länge allerdings etzwas unhandlich und vor allem schwer.
Der Zelthering mit V-Profil
Wie der Name schon sagt, bestehen diese Heringe aus einem einfach gefalzten Stück Metall mit Spitze. Qualität ist auch hier der Schlüssel: V-Profil Heringe aus dünnem Blech sind beim Camping ähnlich nutzlos wie die oben genannten, dünnen Zeltnägel.
Durch das V-Profil, das manchmal sogar mit Riffeln versehen ist, haben diese Heringe eine deutlich größere Fläche, mit der er sich in den Boden krallt. Die V-Form sorgt zudem dafür, dass sie sich nicht im Boden drehen und so die Verankerung lockern. Praktisch ist außerdem, dass sie sich platzsparend ineinander stapeln lassen.
Der Zelthering mit T-Profil
Der Heavy Duty Zelthering kommt in T-Form daher. Für uns Wanderer eignen sich diese Zeltheringe eher nicht (für UL-Trekker sowieso), da sie sehr lang und schwer sind. Dafür sind sie aber quasi unkaputtbar, lassen sich problemlois mit einem Hammer einschlagen und sichern damit zum Beispiel schwere Camper-Vorzelte oder große Familien-Shelter. Wie gesagt, der meist aus Stahl bestehende T-Hering ist nix für uns Wanderer, aber wer mit Camper oder Auto unterwegs ist, der kann über diese Heringart nachdenken.
Der Zelthering mit Y- oder X-Profil
Die Zeltheringe mit einem x- oder y-förmigen Profil sind die Allrounder. Durch ihre Form und die dadurch entstehende große Fläche halten sie in beinahe jedem Boden. Sie sind noch einmal robuster und stabiler als die Zeltheringe mit V-Profil. Selbst das Einschlagen mit einem Hammer, Stein oder anderen Werkzeug ist bei dieser Heringart möglich.
Der Schnee- oder Sandanker
Bei extrem weichen und lockeren Böden versagen aber auch die stabilen X-/Y-Profil-Zeltheringe. In Schnee und Sand benötigt es noch einmal eine ganz andere Art von Verankerung. Die Betonung liegt tatsächlich auf dem Wortteil „Anker“. Schnee- oder Sandheringe werden nämlich auch gern als Anker bezeichnet. Anders als die normalen Zeltheringe, werden sie selten im 45° Winkel in den Boden getrieben. Stattdessen werden die langen und breiten Anker quer zum Abspannpunkt eingegraben und verankern so das Zelt sicher. Auch im weichen Sand oder Pulverschnee.
Zum Zelten im Winter und bei Schnee findet ihr hier übrigens noch mehr Tipps.
Der Schraubhering
Schraubheringe ähneln Fels- bzw. Erdnägeln, bieten aber durch ein Gewinde einen sehr festen Halt. Das in-den-Untergrund-Schrauben verhindert zuverlässig, dass der Zelthering nach oben herausgezogenm wird. Das ist vor allem dann praktisch, wenn nur wenig Platz zum Abspannen vorhanden ist. Schraubheringe gibt es aus Stahl, aber auch aus Kunststoff. Hier steht und fällt die Stabilität dann mit der Qualität des Kunststoffs.
Hier unten findet ihr noch einmal alle Zeltheringe im Überblick. Die Tabelle gibt es am Ende auch noch einmal als PDF zum Abspeichern oder Ausdrucken. Dann habt ihr die Übersicht immer griffbereit.
Art des Zeltherings |
Anwendungsgebiet | Gewicht | Länge | Material | Anmerkung |
Einfacher Zeltnagel/Erdnagel | Allerhöchstens Wiesen ohne Wurzeln oder Steine | leicht | meist kurz | meist aus Aluminium |
Meist nicht brauchbar, wenn man viel und auf unterschiedlichem Terrain unterwegs ist |
Felsnagel | Felsige, steinige oder extrem harte Böden | je nach Material sehr schwer | relativ lang | meist aus Stahl | Extrem robust |
Zelthering mit V-Profil | Wiesen- und Waldboden, feuchter oder weicher Boden | von sehr leicht bis schwer | unterschiedliche Längen | Aluminium, Stahl, Titan, ... |
Nicht das dünnste Stahlblech nehmen, das ist genauso instabil wie die einfachen Alu-Zeltnägel |
Zelthering mit Y- oder X-Profil |
Allroundtalent für fast alle Böden, Schwierigkeiten bei Felsen / harten Untergründen |
von sehr leicht bis schwer | unterschiedliche Längen | Aluminium, Stahl, Titan, ... |
Weit verbreitet und vielseitig einsetzbar |
Sand-/Schneeanker |
Sehr weiche Böden (Sand, Schnee, ...) |
Gewicht variiert | sehr lang und breit | Aluminium, Kunststoff, ... |
Anker werden quer zum Zelt eingegraben, um ein Herausziehen zu verhindern |
Zelthering mit T-Profil |
Fast alle Böden |
schwer | lang | meist aus Stahl |
Heavy-Duty Heringe für Vorzelte und große Shelter, können gut eingeschlagen werden |
Schraubhering |
Viele Bodenarten, je nach verwendetem Material |
von sehr leicht bis schwer | unterschiedliche Längen | meist aus Stahl oder Kunststoff |
Durch das Gewinde lassen sie sich nur sehr schwer vertikal herausziehen. |

How to Zelthering: Zelt abspannen, aber richtig
Zum Abschluss gibt es noch ein paar Tipps zur richtigen Verwendung von Zeltheringen. Denn egal wie stabil der Hering selbst ist, wird er falsch oder ungünstig eingesetzt, helfen auch die besten Zeltheringe aus Titan nix.
Am besten ist es, den Zelthering in einer Linie mit der Naht des Zelts und ungefähr im 45° Winkel in den Boden zu bringen. So hat er den besten Halt. Ist der Winkel steiler, kann er bei der nächsten Windböe herausgezogen werden. Ist er flacher, bricht er womöglich aus dem Untergrund heraus.
Zeltheringe sollten außerdem immer so gut es geht vollständig im Boden versenkt sein und nicht noch ein Stück oben rausgucken. Zum Einen nutzt man dann den kompletten Zelthering zur Sicherung, zum Anderen kreiert man keine Stolperfallen für sich selbst und andere. Bei extremen Wettersituationen kann man das Zelt mit zwei überkreuzten Heringen sichern.