18.02.21
Feldwege und Sand im Schuh - Wandern auf der Insel Poel

Vor der Haustür
Feldwege und Sand im Schuh
Wandern auf der Insel Poel
Text: Mara Biebow - trekking-lite-store.com
Warum in die Ferne schweifen ... Naja, es ist nicht so, dass wir nicht in die Ferne schweifen wollen würden, wenn wir könnten. Aber manchmal geht es eben nicht. Kein Problem, es gibt schließlich auch schöne Wandertouren in der Region direkt vor der Haustür. Auf der Insel Poel (Mecklenburg-Vorpommern) zum Beispiel, der siebtgrößten Insel Deutschlands und kaum 20 km von der Hansestadt Wismar entfernt.
Wandern auf der Insel Poel ist anders. Und im Winter erst recht. Es ist ruhig, stellenweise sogar einsam. Zeit bekommt eine neue Bedeutung. Oder hat erst gar keine, wenn wir so recht überlegen. Poel lässt sich fast zur Gänze umrunden, heute wollen wir euch aber eine kürzere Rundtour vorstellen. Sie bietet von allem ein bisschen: ein bisschen Kultur, ein bisschen Geschichte, ein bisschen Natur, ein bisschen Feld, ein bisschen Wald, ein bisschen Strand ein bisschen Meer. Die knapp dreizehn Kilometer bieten Abwechslung ohne hinter jeder Ecke mit einem Wow-Effekt aufzuwarten. Entschleunigung pur und genau das richtige, für eine entspannte Winterwanderung.
Die Rundwanderung führt sowohl über Straßen beziehungsweise Radwege, als auch über befestigte und sandige Feldwege. Sie ist perfekt geeignet für Wanderer mit Hund. Auch Familien mit wanderbegeisterten Kids dürften mit dieser Wanderung glücklich sein. Das ganze lässt sich übrigens auch als Radtour bestreiten. Dann fallen lediglich die Abschnitte direkt am Strand weg und führen stattdessen über einen Plattenweg entlang der Steilküste, der sich ziemlich angenehm fahren lässt.

Die Kirche im Dorf
Startpunkt: Kirchdorf auf der Insel Poel
Los geht unsere Wanderung in Kirchdorf, dem größten Ort des Ostseebads Insel Poel. Hir finden sich die Anlegestellen für die Touristendampfer, Gastliegeplätze, Restaurants, Hotels und alles andere, was das Wanderer-Herz begehrt. Kirchdorf wurde tatsächlich nach seiner Kirche benannt. Erbaut um 1250 ist sie das älteste Bauwerk der Insel, die einzige Kirche der Insel, Landmarke für Seefahrer und ein kleines Schmuckstück obendrein. Rund um sie herum finden sich die Überreste alter Festungsanlagen aus dem 17. Jahrhundert.Von der Kirche aus hat man übrigens einen super Blick über die Wismarer Bucht bis zur Stadt Wismar. Die Kirchtürme und die Werft lassen sich bei fast jedem Wetter entdecken.

Strand in Sicht
Kirchdorf - Seedorf - Wangern - Hinter Wangern
Von Kirchdorf aus wandern wir durch das winzige, verschlafene Örtchen Seedorf nach Wangern und schließlich nach Hinter Wangern. Die Orte sind geprägt von Reetdachhäusern und Fachwerk. Im Sommer blühen die Heckenrosen und verwandeln die Dörfer in Postkartenmotive.
In Hinterwangern bietet sich für die ganz Mutigen die erste Gelegenheit, die Füße in die kalte Ostsee zu stecken. (Es soll sogar verrückte geben, die ganz hineingehen...). Hunde sind hier auch im Sommer erlaubt. Außerdem lässt sich von hier aus ein Blick auf das Natur- und Vogelschutzgebiet "Fauler See" werfen. 136 Hektar Vogel- und Pflanzenparadies. Der Mensch muss draußen bleiben.

Der Küste folgend
Hinter Wangern - Timmendorfer Strand
Dem Bogen der Poeler Küste folgend geht es nach Timmendorfer Strand, dem vielleicht beliebtesten Ausflugsziel der Insel Poel. Unterwegs findet man mit ganz viel Glück Hühnergötter (Steine mit einem natürlich entstandenen Loch. Sie gelten als Glücksbringer.) Nach Stürmen und Fluten entdeckt man manchmal sogar Bernstein.
Nur sieben Jahre nach dem Kirchenbau, zog es die ersten Menschen an dieses Fleckchen Erde. Man munkelt, unter ihnen sei ein Bauer namens Tymme gewesen, der dem Ort Timmendorf und dem dazugehörigen Strand seinen Namen verpasste.
Highlight (Achtung, Wortspiel) ist neben dem malerischen Hafen vor allem der Leuchtturm. Er gehört zu den ältesten, noch betriebenen Leuchttürmen. Seit 1872 weist er den Schiffen den Weg. Der Timmendorfer Strand bietet vor allem eines: jede Menge Platz. Das Wasser ist flach, sodass man theoretisch den Wanderweg einige hundert Meter hinein ins Wasser verlegen könnte, ohne, dass man weiter als bis zu den Knien nass wird.Im Sommer ist das auf jeden Fall eine Option, um sich während der Tour Abkühlung zu verschaffen. Jetzt im Winter bleiben wir dann doch lieber auf dem Strand oder sogar auf dem Steilküstenweg. Immer wieder blitzen Strand und Ostsee zwischen den Bäumen auf.

Sand, Wasser, Moor
Timmendorfer Strand - Schwarzer Busch
Auf dem Weg zum Schwarzen Busch kommt man am Rethmoor vorbei. Ein Naturlehrpfad bietet Infos für kleine und große Interessierte. Das Gebiet selbst wurde lange Zeit für den Torfabbau genutzt, heute ist es eine Schilflandschaft, die Ruheplätze und Nahrungsquelle für allerlei Getier bietet.
Der Ort Schwarzer Busch zählt ebenfalls zu den beliebten Urlaubsorten. Im Winter ist jedoch fast gar nichts los. Am Strand begegnen uns höchstens ein paar Leute mit Hund oder versprengte Spaziergänger.

Das letzte Stück
Schwarzer Busch - Gedenkstätte "Cap Arcona" - Kirchdorf
Wer mag kann die Runde von hier aus Richtung Gollwitz fortsetzen und die Insel Poel vollständig umwandern. Alle anderen biegen nach Kirchdorf ab. Der Weg führt vorbei an der Gedenkstätte "Cap Arcona", die an die Schiffskatastrophe von 1945 erinnert. 10.000ende KZ-Häftlinge starben bei einer Bombardierung durch die britische Armee. Sie hielten die vor Anker liegenden Häftlingsschiffe für eine Angriffsvorbereitung; genauso hatten es die NS-Generäle geplant.Das Heimatmuseum in Korchdorf bietet eine Dauerausstellung dazu an.
Auf den letzten Kilometern nach Kirchdorf bleibt Zeit zum Nachdenken. Es geht entlang der Straße, bis der Hauptort erreicht ist. Wenn die Restaurants wieder öffnen, findet sich in Kirchdorf mit Sicherheit eines, das auch deinem Geschmack entspricht.