25.03.21
How to Ultraleicht Pt. 1: Ein Guide für Einsteiger und die, die es werden wollen

How to Ultraleicht Pt. 1
Ein Guide für Einsteiger und die, die es werden wollen
Text: Mara Biebow - trekking-lite-store.com
Fünf Kilogramm ist die magische Grenze. 4,5 wenn man die US-Amerikaner fragt. Fünf Kilogramm, also fünf Tüten Mehl. Oder Harry Potter, Teil eins bis fünf. Oder der volle Wäschekorb. Oder der gepackte Rucksack für die nächste Wandertour bevor Proviant, Wasser und Brennstoff hineinkommen.
Alle Wanderer, die bereits ultraleicht unterwegs sind, werden jetzt zustimmend nicken. Alle anderen werden vielleicht mit großen Augen auf den Bildschirm starren und so etwas murmeln wie „Aber das wiegt doch schon mein Zelt.“ oder „Da kann ja nicht viel drin sein.“ oder „Wenn ich nur mit Schlafsack und Klamotten unterwegs wäre, würde ich das auch schaffen.“
Die meisten, „traditionellen“ Wanderer sind mit deutlich mehr als 10 Kilogramm Base Weight auf den Schultern unterwegs. Base Weight, das ist all das, was du beim Trekking herumträgst und nicht verbrauchst. Also zählen weder Wasser, noch Proviant, noch Brennstoff da mit hinein. Bis 10 Kilogramm Base Weight spricht man übrigens vom Leichten Trekking, mit unter fünf Kilogramm (bzw. 4,5 nach dem amerikanischen Messsystem) Base Weight ist es dann Ultraleicht Trekking.
In diesen fünf Kilogramm stecken Shelter, Schlafsack, Isomatte, Rucksack, Kleidung, Equipment zum Kochen, Hygiene, Erste-Hilfe-Kit, und alles andere auf der Packliste, was nicht verbraucht wird. Eine ganze Menge mit ganz schön wenig Gewicht. Das Motto: Alles Unnötige wird weggelassen.
Als Anfänger steht man erst mal vor einer schier unlösbaren Aufgabe: Wie soll das gehen? Wie sollen die 15 Kilogramm zu fünf werden? Ich kann doch nicht so viel zuhause lassen!

Vor dem Start
Bevor wir die erste Etappe angehen, stell dir zum Einstieg einmal vor, du bist auf einer längeren Trekking Tour in den Bergen unterwegs. Der nächste Anstieg liegt vor dir. Mindestens fünf hast du schon hinter dir. Dein Rucksack, gefüllt mit der Ausrüstung für eine Woche Wandern, hängt auf deinem Rücken. Du machst den ersten Schritt, und hast prompt das Gefühl, die 15 Kilo auf deinem Rücken ziehen dich zurück. Der nächste Schritt. Du bist dir plötzlich nicht mehr sicher, ob da nicht doch Blei in deinen Wanderschuhen ist. Noch einer. Schweiß rinnt dir über Stirn und Rücken. Irgendetwas drückt. Deine Schultern sind völlig verspannt vom schweren Rucksack. Du starrst auf den Weg vor dir, willst nicht sehen, wie lang es noch bergauf geht.
Und jetzt stelle dir das ganze mit einem Rucksack vor, in dem lediglich um die fünf Kilo sind.
Na? Was siehst du vor deinem inneren Auge? Wahrscheinlich nicht mehr den Bergpfad und deine Schuhe in Wanderstiefeln, sondern die Landschaft um dich herum. Die Berge, die Weite, den Himmel, die Natur. Wahrscheinlich entgehen dir die Gemsen nicht, die am Berghang gegenüber herumklettern. Oder der Adler, der über dich hinweggleitet. Müssen wir noch mehr sagen?
Mit leichtem Gepäck, bleibt Zeit und Muße, alles um dich herum wahrzunehmen und die Wanderung wirklich zu genießen. Genau das macht Ultraleicht Trekking aus.

Die erste Etappe – Bestandsaufnahme
Egal ob das Ziel „Ultraleicht“ heißt oder vielleicht einfach nur „Leichter als vorher“, die Frage zum Einstieg lautet: Was habe ich? Wie sieht meine Ausrüstung aus? Was steht auf meiner Packliste? Die Frage: Wo kann ich Gewicht sparen kommt später.
Am einfachsten: Alles einmal aus den Schränken holen (oder nach einem abgeschlossenen Trekking Trip gleich draußen lassen), Waage daneben stellen und los.
Bei jedem Gegenstand, den du in die Hand nimmst, und sei er auch noch so klein, stellst du dir folgende Fragen (ein bisschen wie beim Ausmisten von Kleiderschränken etc.):
- Warum habe ich dieses Ausrüstungsteil dabei? Welchen Zweck erfüllt er?
- Brauche ich ihn wirklich?
- Habe ich ihn auf der letzten Tour genutzt?
Und für ganz Ambitionierte: Kann ein vielleicht ohne hin schon vorhandener, anderer Gegenstand den selben Zweck erfüllen? Stichwort: Multifunktionalität.
Also weg mit schweren Badehandtüchern, weg mit Notfallwäsche, weg mit dicken Reiseführern und unnötigen Verpackungen. Und wenn wir schon dabei sind noch ein Tipp: Verabschiede dich gleich von der „Aber was wenn ...“-Mentalität. Die hat beim Ultraleicht Trekking nichts zu suchen. Man muss tatsächlich nicht auf jede Eventualität vorbereitet sein.
Das heißt nicht, dass du deine Sicherheit auf's Spiel setzen sollst. Wäge ab, was wichtig ist für Sicherheit und Gesundheit in dem Gebiet und auf der Tour, die du planst. Für eine Wanderung entlang der Havel brauchst du eher kein Kletterseil und keine Steigeisen, während selbiges bei einer ambitionierten Tour im alpinen Bereich mit dabei sein sollten.
Eine solche Bestandsaufnahme kannst du zudem nach jeder Trekkingtour erneut machen und so aussortieren, was du umsonst schleppst. Mit jeder Tour wirst du mehr Erfahrungen damit sammeln, was du wirklich benötigst und was nicht. Bestimmte Dinge gehören jedoch zur Basis-Trekking-Ausrüstung und sollten immer dabei sein: die Regenjacke und das Erste-Hilfe-Kit zum Beispiel, egal, ob sie im Einsatz waren oder nicht.

Etappe zwei – Die ersten Schritte zum Ultraleicht Trekking
Nachdem alles Überflüssige weg ist und du dir einen Überblick über das Gewicht deines Equipments verschafft hast, wirst du deine “Backsteine“ sicher erkannt haben. Lass uns raten: Es sind Shelter, Schlafsack, Isomatte und Rucksack.
Diese vier werden nicht umsonst als Big Four, die Großen Vier bezeichnet. Bevor hier das Gewicht nicht reduziert ist, ergeben alle anderen Hinweise und Tipps für einen leichteren Rucksack nur bedingt bis gar keinen Sinn. Anders ausgedrückt: Wenn du deine Zahnbürste absägst und die Etiketten aus der Kleidung schneidest, aber ein Drei-Kilo-Zelt herumträgst, sind erstere Maßnahmen noch weniger als ein Tropfen auf den heißen Stein. Sind wir und einig, oder?
Wenn es Ultraleicht werden soll, ist ein guter Orientierungspunkt die Drei-Kilogramm-Marke. Deutlich mehr sollten die Großn Vier nicht auf die Waage bringen. Es lohnt sich, es hier langsam angehen zu lassen. Einmal, um wirklich die richtige und passende Ausrüstung zu finden, die für deine Zwecke perfekt ist. Nichts ist blöder als nach zwei Touren festzustellen, dass dir zum Beispiel das ultraleichte Ein-Personen-Zelt viel zu eng ist. Zweitens: Ultraleichte Outdoor Ausrüstung ist teuer, da müssen wir uns nichts vormachen. Umso mehr Augenmerk solltest du darauf legen, das richtige zu kaufen. Lieber tauschst du alles nach und nach aus, als in einer Hauruck-Aktion.
An dieser Stelle sei erwähnt, dass wir dich bei der Auswahl deiner neuen Ultralight Trekking Ausrüstung sehr gerne unterstützen! Wir konnten jahrelang Erfahrungen sammeln, sowohl unterwegs, als auch mit verschiedensten Produkten, die wir hier vor Ort genauestens unter die Lupe nehmen, sodass wir dir bei der Auswahl definitiv weiterhelfen können. Profitiert also von unseren Fehlern ;)
Erster Anstieg – Der Rucksack
Beim Thema Rucksack scheiden sich ein bisschen die Geister. Die einen sagen: Der Rucksack ist das letzte, was ultraleicht wird. Erst wenn die gesamte Wander-Ausrüstung leichter geworden ist, ist es sinnvoll auf einen leichteren Rucksack, womöglich ohne Tragegestell zurückgreifen. Die Gegenmeinung: Der Einsatz eines Ultraleicht Rucksacks von Anfang an limitiert dich zwangsläufig in deiner Ausrüstung. Wenn du von vornherein an nur 40 Liter zur Verfügung hast, reduzierst und optimierst du dein Outdoor-Equipment quasi automatisch. Ein Mittelweg könnte ein Rucksack sein, der ein entfernbares Tragegestell hat, sodass er die anfangs schwerere Ausrüstung unterstützt, später aber trotzdem als echter Ultraleicht Rucksack genutzt werden kann.
Zweiter Anstieg – Der Shelter
Ultraleichte Zelte gibt es inzwischen in allen Formen und Größen. Wie du das richtige Zelt für dich findest, haben wir in diesem Blogartikel schon einmal behandelt. Generell wird bei ultraleichten Zelten vor allem auf Material geachtet. Leichtes Material, leichtes Zelt. Aber auch in der Konstruktion überbieten sich die Hersteller in neuen Ideen, die immer ein Ziel haben: noch leichter und dabei komfortabel. Dazu gehört der Verzicht auf extra Gestänge. Stattdessen werden Zelte wie das, LightHeart Gear Solo lediglich mit Trekkingstöcken aufgestellt, die man sowieso dabei hat. (Da ist sie wieder, die Multifunktionalität)
Extra-Tipp: Ganz minimalistisch und eine Alternative zum Ultralight Tent ist die Nutzung eines Tarps, eventuell in Kombination mit einem Biwak-Sack. Die Entscheidung Zelt oder Tarp, musst zuerst für dich selbst treffen, gemäß deiner Komfort-Zone.
Kurze Entspannung – Der Schlafsack
Auch beim Schlafsack steht (steigt) und fällt das Gewicht mit dem Material. Um Daune als Füllung kommt man beinahe nicht herum. Selbst die leichtesten Kunstfasern können noch nicht mit der Isolierleistung-Gewichtsratio der Daune mithalten. Denkt dran: Der Schlafsack sollte vom Temperaturlevel her zu deinen Touren passen. Wenn du nicht planst im Winter bei -20 °C los zu stapfen, dann brauchst du keinen expeditionstauglichen Extrem-Schlafsack. Vorteil: Du kannst auf deutlich leichtere 2-3-Jahreszeiten Schlafsäcke zurückgreifen. Im Sommer reicht es dir vielleicht sogar, nur einen Quilt in den Rucksack zu packen.
Vierter Anstieg – Die Isomatte
Noch mehr als bei den anderen Punkt kommt es hier auf deine persönlichen Vorlieben und dein Bedürfnis nach Komfort an. Natürlich geht es auch um den sogenannten R-Wert, also der Wert, der dir anzeigt, für welche Temperaturen die Matte geeignet ist. Bist du im Winter unterwegs, sollte der R-Wert bei 4 und drüber liegen. Ansonsten gilt: Aufblasbare Matten sind leicht und komfortabel, können aber schnell beschädigt werden. Sei es durch einen spitzen Stein, sei es durch falschen Umgang (Drauf knien ist der Tod einer aufblasbaren Matte!) oder durch das liegen lassen in der prallen Sonne. Schaumstoffmatten sind da robuster, allerdings auch je nach Dicke schwerer und unhandlicher, dafür günstiger.

Etappe drei – Die erste Herausforderung geschafft
Wenn die Großen Vier (oder zumindest ein paar davon) leichter geworden sind, ist der größte Brocken und der Einstieg ins Ultraleicht Trekking geschafft. Ab jetzt geht es ums Finetuning, immer nach dem Motto: Alles Unnötige kann weggelassen werden und das vorhandene wird optimiert. Also seid gespannt auf den Zweiten Teil! Und bis dahin immer schöndran denken: Leichter. Weiter.