08.04.21
How to Ultraleicht Pt. 2 - Tipps und Tricks für einen noch leichteren Rucksack

How to Ultraleicht-Trekking Pt. 2
Tipps und Tricks für einen noch leichteren Rucksack
Text und Bilder: Mara Biebow - trekking-lite-store.com
Im letzten Blogartikel ging es vor allem darum, wie man den Einstieg ins Ultraleicht-Trekking schafft: In dem man nämlich zuerst die Großen Vier reduziert. In diesem Artikel gibt es nun Tipps und Tricks für "Fortgeschrittene", die schon etwas weiter sind und die nun das leichte Gewicht noch etwas weiter drücken wollen.
Natürlich kann jeder das Gewicht seines Rucksacks mit diesen Hinweisen verringern. Doch erst wenn Zelt, Isomatte, Schlafsack und Rucksack ultraleicht oder zumindest leichter geworden sind, lohnen sich auch die geringeren Gewichtseinsparungen an anderer Stelle. Schließlich kann man die ultraleichten Alu-Heringe erst dann so richtig hoch schätzen, wenn das dazugehörige Ein-Personen-Zelt keine 2,5 Kilogramm wiegt, oder?

Noch leichter - Ausrüstung und Equipment
Wieviel Komfort brauchst du beim Trekking? Viele Ausrüstungsentscheidungen, egal ob beim Schlafsack, der Isomatte oder dem Essen unterwegs, lassen sich mit dieser Frage klären. Sicher wandert kaum jemand mit einem Campingstuhl im Gepäck los. Und vielleicht reichen dem ein oder anderen Baumstümpfe, Felsen und Bänke. Doch gerade in den kühleren Jahreszeiten oder in einem feuchten Sommer, ist ein Sitzkissen manchmal das nötige Extra-Gewicht, das man nicht für einen nassen Hintern opfern möchte.
Apropos Sitzkissen: Gerade kleinere Wanderer können oft einiges an Gewicht einsparen, wenn sie ihre Falt-Isomatte aus Schaumstoff einfach auf ihre Körper- (oder Torso-)Länge kürzen. Das abgeschnittene Stück eignet sich perfekt als isolierendes Sitzkissen für unterwegs oder auch für Stadionbesuche oder Picknicks auf der Parkbank.
Schaumstoffmatten können aber nicht nur gekürzt werden, sie lassen sich auch perfekt in Form schnippeln. So entsteht aus einer rechteckigen Matte ganz schnell eine leichtere Matte in Mumienform, die perfekt an dich angepasst ist.
Wandern im Regen ist nie das, wofür man aufgebrochen ist. Trotzdem kommst du mit ziemlicher Sicherheit auf irgendeiner deiner Touren in einen Wolkenbruch, der sich sehen lassen kann. Um deine Habseligkeiten vor der Nässe zu schützen, haben viele Rucksäcke bereits eine integrierte Regenhülle, die sich einfach drüber ziehen lässt. Für einen leichten Guss mag das ausreichen, doch diese Hüllen bieten keinen 360° Schutz. Und verhältnismäßig schwer sind sie auch noch.
Die leichtere Alternative: ein sogenannter Rucksack-Liner aus Kunststoff. Diese etwas bessere und vor allem ultraleichte Plastiktüte kleidet deinen Rucksack von innen aus und schützt so deine Ausrüstung rundherum vor eindringender Nässe. Und ob der Ruckack nass wird ist schließlich egal. Der trocknet ja auch wieder.
Die Küche
Beim Kochgeschirr kommt neben dem geringen Gewicht vor allem der Multifunktionsgedanke zum Einsatz: Tasse und Topf in einem. Der Deckel kann zur Pfanne umfunktioniert werden. Ein Windschutz lässt sich ganz einfach aus mehrfach gefalteter Alu-Folie herstellen. Das alles lässt sich dann nach Möglichkeit ineinander verstauen. Schon hat man eine kompakte Trekking-Küche im leichten Gepäck.
Beim Kocher sollte man schon beim Kauf drauf achten, dass er nicht verschwenderisch mit Brennstoff umgeht. Ein sparsamer Kocher heißt auch immer weniger Brennmaterial und damit weniger Gewicht.
Um Brennmaterial zu sparen lohnt es sich auch, die zu kochenden Dinge gleich mit ins kalte Wasser zu geben. Nudeln, Reis und Co. werden weich, dafür wird aber schon die Wärme genutzt, die beim Aufkochen entsteht.
Am leichtesten ist die „Küche“ natürlich ganz ohne Kocher und Brennstoff. Couscous zum Beispiel, lässt sich auch kalt aufgießen. Auch die meisten gefriergetrockneten Trekking-Nahrungsmittel lassen sich mit kaltem Wasser rehydrieren. Hier stellt sich wieder die Frage der Fragen beim Ultraleicht-Trekking: Auf wieviel Komfort kann ich verzichten? oder in diesem Fall: Bin ich bereit auf ein warmes Abendessen zu verzichten?

Persönliche Ausstattung - Kleidung und Hygiene
Beim Thema Kleidung muss natürlich jeder irgendwie für sich selbst entscheiden, wie viel und was er braucht. Zwei Sachen sollte man bei der Entscheidung im Hinterkopf haben: Man kann immer nur eine „Garnitur“ tragen und auf dem Trail interessiert sich niemand für deinen Körpergeruch. Da stinken wir einfach alle gemeinsam.
Kleidung aus Merinowolle oder spezielle Funktionskleidung sind trotzdem empfehlenswert. Sie wirken antbakteriell und trocknen echt fix, sodass man sie auch mal durchspülen kann, ohne ewig zu warten, bis alles wieder trocken ist.
In dem Zusammenhang noch ein Tipp, der vielleicht eher in die Kategorie „UL Image“ gehört: Die Etiketten aus der Kleidung schneiden spart zwar nur im Milligramm-Bereich, aber irgendwie gehört es dazu. Alles Überflüssige wird zuhause gelassen, und dazu gehören eben auch Etiketten. Die Pflegehinweise etc. kann man ja irgendwo aufbewahren.
Das Volumen der Kleidung lässt sich ürigens super mit leichten Kompressionssäcken reduzieren. Die packen zwar erstmal wieder ein paar Gramm auf die Gesamtbilanz der Ultraleichten Ausrüstung drauf, durch die Kompression nehmen Kleidung und andere Dinge jedoch weniger Platz im Rucksack weg. So kann der UL-Rucksack vielleicht noch etwas kleiner und leichter werden. Wenn die Packsäcke dann noch wasserfest sind, sind die Klamotten gleich noch vor Regen geschützt. Erhältlich sind sie in den verschiedensten Formen, Farben und Größen. Da findet garantiert jeder etwas.
Jedes Pfund an deinen Füßen entspricht fünfen auf deinem Rücken. Dementsprechend erklärt es sich von selbst, warum so viele Ultraleicht Wanderer in Trailrunnern statt Wanderstiefeln unterwegs sind. Gerade wenn dein Gepäck insgesamt leichter ist, können auch deine Schuhe leichter werden. Ein Umknicken durch Erschöpfung vom Tragen des 10-Kilo-Rucksacks kann jedenfalls kaum noch vorkommen.
Für Trekking Touren in bestimmten Regionen (alpine Bereiche und sehr anspruchsvolles Gelände) solltest du trotzdem abwägen, ob du nicht doch festere Wanderstiefel trägst. Inzwischen gibt es ja auch da angenehm leichte Modelle. Schwere Lederstiefel sind jedenfalls ziemlich out ;)
Das Bad
In die selbe Kategorie wie das Etiketten-Abschneiden zählt übrigens auch das berühmte „Zahnbürste absägen“. Allerdings spart das nicht nur nur wenige Gramm im Vergleich zum Rest der Outdoor Ausrüstung, es ist auch noch ultra-unpraktisch und sollte wirklich gut überlegt sein! Lieber Gewicht sparen indem man statt einer Zahnpastatube auf Zahnpasta-Tabs umsteigt. Hier kann man exakt die Anzahl Tabs abzählen die man für die Tour braucht, egal ob für die Runde um den Block, den Wochenend-Trip oder den Appalachian Trail. Und man schleppt noch dazu keine unnötige Tube mit sich herum. Die Tabs lassen sich nämlich easy in einem leichten Ziploc-Beutel oder einer alten Filmdose transportieren.
Mit einer Auswahl an ultraleichten Fläschchen (Dropper Bottles o. ä.) und Döschen lassen sich auch viele andere Dinge passgenau auf deine Trekking Trip Länge abfüllen. Dazu gehören Seife und Spülmittel ebenso wie Öl oder andere Flüssigkeiten.

Fortgeschrittene auf dem Trail
Tipps zur Ausrüstung unterwegs
Feuchtigkeit beziehungsweise Wasser wiegt. Und das nicht wenig. Damit ist in diesem Fall nicht das Trinkwasser gemeint, sondern die Feuchtigkeit, die sich in deiner ultraleichten Ausrüstung sammelt. Schlafsäcke mit Daunenfüllung sollten ohnehin eher außen am Rucksack zum Trocknen angebracht werden, wenn sie morgens keine Chance dazu hatten.
Doch auch auf Zelt oder Tarp kann sich über Nacht Wasser ansammeln, dass du anschließend als zusätzliches Gewicht mit dir herumträgst. Also: morgens einmal kurz mit einem schnelltrocknenden Microfasertuch das Zelt abwischen und schon sind ein paar Gramm weniger auf der Waage beziehungsweise auf deinen Schultern.
Tipps zum Proviant unterwegs
Das schwerste, was du mit dir herumträgst ist vermutlich deine Wasserversorgung. Reduzieren lässt sich das Gewicht hier kaum (und sollte es auch definitiv nicht), besonders nicht beim Ultraleicht Wandern in trockenen Regionen. Wenn du dir allerdings sicher bist, dass immer wieder Wasser irgendwo irgendwie erhältlich ist, dann trage nur so viel mit dir herum, wie du brauchst um zur nächsten „Quelle“ zu kommen.
Auch wenn du entlang eines Flusses oder Bachs unterwegs bist, brauchst du nicht die komplette Tagesration mit dir herumschleppen. Wasserfilter von Herstellern wie Sawyer, Katadyn oder Lifestraw lassen dich auf der sicheren Seite sein, wenn du Wasser aus natürlichen Quellen trinken willst.
Wenn du mit längeren Ultraleicht-Trekking Touren beginnst, wirst du am Anfang zu viel Essen mit dir tragen. Und es wird auch eine Tour geben, wo du vielleicht nicht genug dabei hast. Der Nahrungsbereich ist immer durch persönliche Vorlieben und Erfahrungen geprägt, auch wenn es natürlich Richtlinien für die Kalorienzufuhr gibt.
Beim Ultraleicht-Trekking auf Fernwanderwegen wie dem Jakobsweg oder dem Pacific Crest Trail verschiebt sich der Bedarf noch einmal. Wanderer berichten dann gern, dass sie nach mehreren Monaten auf dem Trail easy die doppelte oder dreifache Menge von dem essen könnten, was sie anfangs verspeist haben.
Probier dich also aus, teste was dir schmeckt und wie viel du brauchst und versuche dich zu einem Punkt zu arbeiten, wo du tatsächlich nur noch das mitnimmst, was du brauchst.

Noch mehr Ultraleicht-Trekking Tipps
Seit ihr in einer Gruppe unterwegs, dann teilt die Ausrüstung auf. Die meisten Mehr-Personen-Zelte lassen sich auseinandernehmen und verteilen und wiegen dann für jeden deutlich weniger, als wenn jeder sein eigenes Zelt trägt. Ein Erste-Hilfe-Set reicht ebenso wie ein Kocher samt Kochgeschirr, das sich wiederum aufteilen lässt. Bist du mit Hund unterwegs und der ist jung und gesund? Vielleicht lässt er sich von Packtaschen überzeugen, in denen Ausrüstung mit wenig Gewicht verstaut werden kann.
Bücher gehören ja eigentlich sowieso nicht in einen ultraleichten Rucksack. Wer sich jedoch nicht mit Online-Navigation oder eBook-Wanderführern auf dem Handy anfreunden kann, der sollte trotzdem nicht den vollständigen Atlantik-Ostsee-Wanderführer einstecken, wenn er nur den „Ostsee“-Teil wandern möchte. Stattdessen können die Seiten kopiert (oder rausgetrennt; aber das zu schreiben bricht der Autorin des Artikels das Herz) werden.
MYOG ist quasi das DIY der Ultraleicht-Szene. Die Abkürzung steht für Make your Own Gear, also mache deine eigene Ausrüstung. Dann kannst du nicht nur entscheiden, welche Form, Farbe und Funktion das jeweilige Teil deiner Ultraleicht Ausrüstung hat, sondern auch, wie viel es wiegt. Du kannst die Sachen weglassen, die du bei gekaufter Ausrüstung nie gebraucht hast oder die dich schon immer gestört haben. Alles, was du benötigst ist eine robuste Nähmaschine (oder Talent mit der Hand), Geduld, Übung und Ideen.

Schlusswort
Wenn Schlafsack, Isomatte und Co. erstmal im Gewicht reduziert sind, sind dem Finetuning kaum Grenzen gesetzt. Immer geht es noch ein bisschen leichter und mit jeder Ultraleicht-Trekking Tour werden dir erneut Dinge einfallen, die du optimieren könntest. Doch ob du dich durch die Ultraleicht-Foren und unsere Neu-Kategorie klickst, auf der Suche nach der neuesten und leichtesten Ausrüstung, oder ob du deine eigene herstellst, eines darf und sollte nicht zu kurz kommen: Der Spaß am Ultraleicht-Trekking und der Bewegung in der Natur.