18.09.21
Nach dem Wandern ist vor der nächsten Tour - Nachbereitung, Reparatur, Ausrüstung reinigen und lagern

Nach dem Wandern ist vor der nächsten Tour
Nachbereitung, Reparatur, Ausrüstung reinigen und lagern
Text & Bild: Mara Biebow - trekking-lite-store.com
Jede Wanderung geht einmal zu Ende. Das liegt in der Natur der Sache. Hier auf dem Blog haben wir bisher viel über das Planen von Tagestouren oder die Vorbereitung von mehrtägigen Wanderungen geschrieben. Auch die Durchführung kam nicht zu kurz, wie hier, wo es um Verhaltensweisen während des Wanderns geht. Aber das Hinterher fehlt noch. Und genau um dieses Thema soll es heute gehen.
Unter anderem erfahrt ihr in diesem Artikel, warum eine Wanderung nicht mit dem Ende des Weges aufhört, was man schon beim Auspacken für die nächste Tour vorbereiten kann und wie man seine Ausrüstung optimal einlagert, damit man bei der nächsten Tour keine böse Überraschung erlebt.

Nach dem Wandern
Das (Etappen-)Ziel ist erreicht. Je nachdem wie anstrengend die Wandertour war, ruft nun wahlweise die Dusche, das Bett oder aber noch ein kühles Getränk im Restaurant oder auf der heimischen Terasse. Egal, wie der Zustand ist, die Strecke und Erlebnisse noch einmal Revue passieren zu lassen sollte mit dazu gehören. Denn so können wir das Erlebte nicht nur anfangen zu verarbeiten, die Erfahrungen prägen sich uns auch viel besser ein, als wenn wir direkt zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen würden.
Unser Tipp: fünf bis zehn Minuten bewusst Zeit nehmen, sich eine schöne Ecke suchen, entweder am Etappenziel, auf der Rückfahrt oder in den eigenen vier Wänden und noch einmal die schönsten Momente, die eindrucksvollsten Landschaften und die besten Ereignisse des Wanderwegs durch den Kopf gehen lassen. Gern gemeinsam in der Gruppe, in der man gewandert ist. Auch gut zum Erinnern: Auf der Rückfahrt schon einmal die entstandenen Bilder sichten und aussortieren und die besten Shots schon mal mit den Mitwanderern teilen. Wenn man mit Bus und Bahn unterwegs ist, hat man damit auch gleich eine Beschäftigung.Oder aber den Wanderführer erneut durchblättern, vielleicht sogar kleine Notizen an den Rand schreiben und die Strecke so noch einmal durchwandern.

Wieder Zuhause

Wenn man nach einer langen (oder auch kurzen) Wandertour zurück nach Hause kommt, hat ja jeder eigene, kleine Rituale: das Schuhwerk in die entfernteste Ecke kicken, gemeinsam mit den Liebsten einen Kaffee trinken, Radio anschalten, auf direktem Weg unter der Dusche verschwinden oder sofort den Rucksack auspacken. Auch wenn du nicht zu letzterer Kategorie zählst, zumindest Brotbox, Essensreste und Müll sollten aus dem Backpack entfernt werden. Andernfalls könnte es sein, dass Bananenschale und Co bei der nächsten Begegnung mit dir sprechen. (Man könnte das ganze vielleicht als Pausenbrot-nach-den-Ferien-Phänomen bezeichnen.)
Gerade wenn du im Sommer viel durch hohes Gras gelaufen bist, gehört auch eine Zeckenkontrolle bei allen Mitwanderern einschließlich oder insbesondere der Vierbeiner zur Nachbereitung dazu. Im Winter, wenn Salz o.ä. gestreut wurden, lohnt es sich zudem, die Schuhe und andere Ausrüstungsgegenstände zeitnah zu reinigen, bevor das Salz das Material angreift. Das gilt auch für Salzwasser, wenn man am Meer unterwegs war.

Auspacken, Packliste Abhaken, Next
Irgendwann müssen aber auch wir, die wir das Auspacken gern auf die lange Bank schieben, damit beginnen. An sich kann man das allerdings schon als Vorbereitung auf die nächste Tour betrachten. Denn noch sind die Erinnerungen ganz frisch und man weiß ganz genau, was man gebraucht, nicht gebraucht oder vermisst hat. Welcher Punkt kann also getrost von der Packliste fliegen? Welches Ausrüstungsteil hat nicht funktioniert und sollte ausgetauscht werden? Welches zuvor vielleicht aussortierte Teil hast du schmerzlich vermisst?
Ein Vorteil beim bewussten Auspacken im Vergleich zum „In die Ecke feuern und vergessen“ ist auch, dass dir dann vielleicht einfällt, dass ja das Zelt einen Riss hatte, den du nur notdürftig geflickt hattest. Oder dass die aufblasbare Isomatte doch immer mehr an Luft verloren hat, ohne dass es Temperaturschwankungen gab. Und war da nicht irgendwas mit einem müffelnden Schlafsack?
Im ersten Moment klingt das nach jeder Menge zusätzlicher Arbeit. Doch wenn der Rucksack dann vollständig ausgepackt ist, ist die Packliste bereit für die nächste Wanderung und du hast eine Idee davon, was du bis dahin besorgen musst oder erledigen solltest. Sonst fängst du vor jedem Mal Wandern erneut an zu planen und trägst am Ende zum wiederholten Mal Equipment herum, die du eigentlich gar nicht brauchst.
Exkurs: Rucksack und Zelt reparieren
Bevor jetzt alles wieder in den Schrank wandert, wollen wir noch kurz ein paar Worte zum Thema „Reparatur“ verlieren. Wenn du uns auf Instagram folgt, dann weißt du ja schon, dass es uns wichtig ist, dass du lange Freude an deiner Ausrüstung hast und dass wir große Verfechter von Reparieren statt Wegwerfen sind. Nicht jedes Loch, jeder gerissene Riemen oder jeder Riss in der Zeltplane ist ein Grund dafür, den ganzen Gegenstand wegzuwerfen. Und sind wir mal ehrlich: Irgendwas geht auf den vielen Kilometern doch immer kaputt. On the Road wird das ganze dann notdürftig mit Panzertape oder ähnlichem geflickt. Zu Hause (oder auf Fernwanderungen: an einem Ruhetag) hat man dann die Zeit und die Muße, sich der richtigen Reparatur zu widmen.
Kleinere Löcher lassen sich meistens wie nebenbei mit Flicken und Kleber perfekt reparieren, ohne, dass das Zelt an Performance einbußt. Bei Rissen ist das etwas anders. Diese solltest du auf jeden Fall nähen, statt kleben am besten mit einer Nähmaschine, unterwegs zur Not mit Nadel und Faden. Segelgarn ist auf jeden Fall das Mittel der Wahl. Zum Schluss kommt Nahtdichter drauf und wer auf Nummer super-sicher gehen will, klebt jetzt einen Flicken drüber (Achtung: Bei silikonisierten Zelten sollte auch der Flicken angenäht und versiegelt werden). Bei größeren oder komplizierteren Schäden solltest du besser nicht selbst Hand anlegen, sondern Experten ranlassen. Auch dafür ist die Nachbereitung gut: Jetzt hast du alle Zeit der Welt zum Recherchieren, Einschicken und Warten. Zeitdruck, weil es in wenigen Tagen losgehen soll, ist kein Thema.
Ähnliches gilt für Schlafsäcke: Kleine Beschädigungen im Obermaterial kann man easy selbst mit Flicken und Kleber reparieren (auf das Material achten). Bei größeren Schäden sollte dann der Experte ran.
Auch Rucksäcke gehen gern in den ungünstigsten Momenten kaputt. Ein starker Nylonfaden, Nadel und viel Geduld schaffen hier in den meisten Fällen Abhilfe. Wer kein Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten hat, kann sich nach Handwerkern in der Umgebung umschauen (Sattler, Segelmacher, …) oder macht sich über Online-Werkstätten schlau, bei denen dein Begleiter eingeschickt werden kann.

Outdoorausrüstung richtig lagern
Das man das ganze vor dem Reparieren reinigt ist ja logisch, oder? Wer nichts reparieren muss, sollte seine Ausrüstung aber trotzdem säubern. Zum einen schont es das Material: eingerollter Sand ist wie Schmirgelpapier und sorgt für eine vorzeitige Materialermüdung. Zum anderen ist es auch einfach schöner, beim ersten Aufbau vor der neuen Tour ein sauberes Zelt aufzubauen und nicht noch in der ohnehin hektischen Vorbereitungsphase daran zu denken, dass man ja noch den Shelter putzen muss. Oder man stellt vor der Tour fest, dass der Schlafsack ja immer noch müffelt …
Das Reinigen und vor allem das anschließende Trocknen von Outdoorausrüstung nimmt einiges an Zeit in Anspruch. Doch gerade die vollständige Trocknung ist super wichtig, da jedes bisschen Feuchtigkeit zur Ausbildung von Schimmel führen kann.
Für das Einlagern empfehlen sich kühle, luftige Räume oder Schränke. Direktes Sonnenlicht sollte man versuchen zu vermeiden. Die UV-Strahlen sorgen gemeinsam mit hohen Temperaturschwankungen, wie sie etwa auf Dachböden oder im Auto herrschen für vorzeitige Materialermüdung. Auch feuchte Kellerräume oder Lagerstellen neben Heizungen sind Gift für jede Art von Wanderausrüstung.
Reinigen und Lagern der Großen Vier
Reinigung |
Lagerung |
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Zelt |
Zum Zelt Reinigen reicht in den allermeisten Fällen warmes Wasser. Bei stärkeren Verschmutzungen kann man auf ein spezielles Zeltwaschmittel zurückgreifen. Die Waschmaschine ist allerdings tabu! Das Innenzelt nicht vergessen und am besten vorher gründlich ausschütteln (Am einfachsten geht das, wenn man es dafür auf links dreht.) Gründlich (!!) trocknen lassen, am besten im aufgebauten Zustand. | Erst nach dem es vollständig getrocknet ist, kannst du das Zelt verpacken und an einem luftigen Ort lagern. |
Rucksack | Die meisten klassischen Rucksäcke vertragen durchaus den Weg in die Waschmaschine. Allerdings solltest du hier immer als erstes einen Blick auf das Hersteller-Etikett werfen. Bei Rucksäcken aus ultraleichten Materialien legt man dann doch besser selbst Hand an. | Gelagert werden sollten Rucksäcke ebenfalls luftig, ohne große Temperaturschwankungen und vor allem ungeknickt und ungequetscht. Vor allem bei Rucksäcken mit Tragegestell kann das sonst dazu führen, dass sich dieses verbiegt. |
Schlafsack | Bei der Reinigung von Schlafsäcken, insbesondere Daunenschlafsäcken, ist nochmal besonderes Gefühl gefragt. Meist können sie zwar mit einem speziellen Daunenwaschmittel in der Waschmaschine gewaschen werden, die Trocknung braucht dann aber sehr lange. Ein Trockner mit Tennisbällen oder ein warmer Raum sind da von Nöten. Mehr Infos findet ihr auch auf unseren Markenseiten, z. B. von Cumulus. | Daunenschlafsäcke sollten auf keinen Fall komprimiert gelagert werden. Dadurch verlieren die Daunen an Bauschkraft und Isolierleistung. Stattdesssen bewahrt man sie am besten in dem mitgelieferten, großen Netz- oder Baumwollbeutel auf oder hängt sie auf. |
Isomatte | Bei Isomatten ist zumindest die äußere Reinigung leicht: feuchter Lappen, einmal abwischen, fertig. Das Problem bei aufblasbaren Isomatten liegt im Inneren. Sammelt sich dort Feuchtigkeit, zum Beispiel durch das Aufpusten mit dem Mund oder auch durch die (feuchte) Umgebungsluft, kann es ganz schnell zu Bakterienbildung kommen und dann eben auch zur Ausbildung von Schimmel und Gestank. Um dem entgegenzuwirken kann man folgendes tun: Nach der Tour wird die Matte mit einer Pumpe halb aufgepumpt. Dann legt man sie an einen warmen Ort, vielleicht sogar in die Nachmittagssonne (Achtung: hier wirklich NICHT voll aufpumpen; Warme Luft dehnt sich aus.) Nach einigen Stunden oder nach der Nacht wird die Luft rausgelassen und das ganze Spiel wiederholt. So wird man einen großen Teil der Feuchtigkeit aus dem Inneren der Matte los. | Für die Lagerung gilt das gleiche wie beim Zelt: sauber und trocken verpacken und an einem luftigen, dunklen Ort einlagern. |

Nach dem Wandern ist vor dem Wandern

Doch zur Nachbereitung gehört nicht nur Duschen und Auspacken. Erinnerungen an vergangene Wanderungen können wir bewusst konservieren, indem wir uns die Zeit nehmen, unsere Wanderung noch einmal zu rekapitulieren. Beim Auspacken des Rucksacks können wir schon aktiv die nächste Tour vorbereiten. Das Gleiche gilt für das Wegräumen der Ausrüstung. Sauber und repariert eingelagert sorgt sie bei der Vorbereitung und dem Packen für die nächste Tour nicht für unangenehme oder gar stinkende Überraschungen.