20.10.21
Rucksack finden leicht gemacht – Wie du garantiert den passenden Rucksack für dich findest

Rucksack finden, leicht gemacht
Wie du garantiert den passenden Rucksack für dich findest
Text: Mara Biebow | Bilder: Sierra Designs
Der treueste Begleiter beim Wandern ist dein Rucksack. Ihn hast du immer dabei, trägst ihn tage-, wochen- oder sogar monatelang am Stück durch die Gegend, über Berge, durch Flüsse, bei Wind und Wetter. Er bereitet das größte Vergnügen, wenn man vergisst, dass man ihn überhaupt trägt. Andersherum kann ein schlecht sitzender Rucksack eine ganze Tour vermiesen.
Einen Rucksack kann und sollte man nicht wie ein Zelt, eine Isomatte oder andere Ausrüstungsteile betrachten. Also nicht als Ausrüstung eben. Viel eher könnte man ihn in die Kategorie Kleidung zählen. Schlecht passende Schuhe sind ebenso nervig und ungesund wie ein schlecht passender Backpack. Die Auswahl eines neuen Wanderbegleiters solltest du dementsprechend sorgfältig in Angriff nehmen. Aber keine Sorge, wenn du diesen Artikel zu Ende gelesen und alle Fragen beantwortet hast, kannst du die Entscheidung guten Gewissens treffen.
Neben der Entscheidungshilfe geben wir dir in diesem Blogartikel außerdem eine Übersicht über die verschiedenen Rucksack-Größen und -Arten und machen einen Exkurs in das Thema Packtechniken. Aber jetzt starten wir erst mal.

Wie sitzt ein Rucksack richtig?
Bevor wir über die eigentliche Auswahl des passenden Rucksacks oder gar einen Rucksack-Kauf sprechen, sollten wir erst einmal darüber reden, wie ein solcher überhaupt aussieht. Wie sollte er sitzen? Oder anders gefragt: Woran erkennt man, dass ein Rucksack-Modell passt?
Wenn der Rucksack optimal eingestellt ist, dann sollten die eventuell vorhandenen Hüftflossen mittig über den Hüftknochen sitzen. Das heißt, der Hüftknochen liegt etwa im Zentrum der Hüftflosse. Das funktioniert allerdings nur, wenn die Hüftflossen auch lang genug sind. Bei Backpacks, die nur kurze oder gar keine Flossen besitzen (Das ist in der Regel bei Tagesrucksäcken der Fall), ist der Hüftgurt keine gute Orientierung. Stattdessen konzentrierst du dich ganz auf die Schultergurte. Diese sollten mittig am Schulterblatt anliegen und auch oben auf den Schultern keinen Knick machen. Das funktioniert nur dann, wenn die Rückenlänge zu dir passt, aber dazu später mehr.

Wie finde ich den richtigen Rucksack?
Ganz einfach: indem du die nächsten fünf einhalb Fragen beantwortest. Klingt wenig, ist es auch. Zeit nimmt es trotzdem in Anspruch. Je genauer du drüber nachdenkst und je ehrlicher du antwortest (Das gilt besonders für Frage 1,5), desto wahrscheinlicher wählst du den perfekten Rucksack. Wie immer gilt: Bleiben Fragen offen, oder bist du dir unsicher, schreib uns gerne einen Kommentar oder persönlich über das Kontaktformular oder bei Instagram. Links dazu findest du am Ende des Artikels.
Frage 1: Was hast du vor? Wofür brauchst du den Rucksack?
Mögliche Antworten auf diese Frage können sein: für mehrtägige Wanderungen, für Wochenendtrips, für Tagestouren, fürs Klettern, fürs Wasserwandern, …
Je nachdem, wo und bei welcher Aktivität du den neuen Rucksack einsetzen willst, brauchst du andere Features oder eine andere Größe. Ein Backpack für einen Thru-Hike des Continental Divide Trails muss andere Anforderungen erfüllen als einer, der im Alltag und vielleicht mal auf einer Wochenendtour aufgeschnallt wird. Auch Packs fürs Klettern, Bikepacking oder Wasserwandern müssen anderen und vor allem speziellen Ansprüchen gerecht werden. Aber das Fass wollen wir in diesem Artikel lieber nicht aufmachen. Sonst kommen wir nicht mehr zu den anderen Fragen.
Wichtig an dieser Stelle ist allerdings noch der Fakt, wo du planst zu wandern. Oder mit anderen Worten: Schrammst du an Felsen entlang oder könnte es sein, dass du in Dornen hängen bleibst? Dann darf das Außenmaterial ruhig robuster sein, als es zum Beispiel bei vielen ultraleichten Rucksäcken der Fall ist.
Frage 1,5: Wie sieht meine Ausrüstung aus? Oder auch: Wie viel Volumen brauche ich?
Die Frage ist eng verbunden mit der vorherigen Frage. Denn mit dem Zweck stellt sich oftmals zeitgleich die Frage nach dem Volumen. Um beim Beispiel Continental Divide Trail vs. Alltag und Wochenende zu bleiben: Hier sind unterschiedliche Größen bzw. Volumen von Nöten. Gleichzeitig ist das Rucksackvolumen sehr individuell. Wir haben oben ja schon angedeutet, dass du hier ehrlich mit dir sein musst, besonders dann, wenn der neue Wanderrucksack kleiner sein soll als der vorherige.
Es geht um deine Ausrüstung und wie viel du davon mitnimmst. Überlege also, wann deine Touren stattfinden (im Winter hast du mehr Kram bei als im Sommer), wie viel Platz deine Grundausstattung (Shelter, Schlafsystem, Küche, Erste Hilfe, Kleidung …) benötigt und wie viele Verbrauchsgüter (Wasser, Essen, Brennstoff) du brauchst. Danach entscheidet sich, ob du einen großen Trekkingrucksack brauchst oder ob ein Wanderrucksack mit 30 Litern Volumen genügt.
Zur groben Orientierung findest du unten in der Tabelle verschiedene Rucksackvolumen und das Einsatzgebiet, das wir dafür empfehlen würden. Wie gesagt: zur Orientierung. Es soll auch Menschen geben, die mit 20 Litern Gepäck wochenlang unterwegs sind, während für andere ein 30 Liter Rucksack bei einer Tagestour knapp wird.
Volumen | Rucksackarten | Einsatzbereich | Empfehlung |
bis 15 Liter |
Laufwesten/-rucksäcke, Kinderrucksäcke, Kleinstrucksäcke | kurze Tagestouren, Trailrunning, Stadtbummel | OMM Ultra 8 L Laufrucksack |
15 bis 25 Liter | Tagesrucksäcke | Tagestouren, aber auch Wochenend- oder Hüttentouren im Sommer oder mit UL-Ausrüstung | Klättermusen Fjörm Backpack18 L |
25 bis 40 Liter | Kleine Trekkingrucksäcke, Kletterrucksäcke, Alpinrucksäcke | Wintertouren, Klettertouren, längere UL-Wanderungen, mehrtägige Wanderungen | Sierra Designs Flex Capacitor 25-40 |
40 bis 60 Liter | Klassiche Trekkingrucksäcke |
Trekkingtouren und Wanderungen mit konventioneller Ausrüstung, Fernwanderungen |
Gregory Paragon 58 L |
60 bis 80 Liter | Reiserucksäcke, Tourenrucksäcke | mehrmonatige Reisen, Backpacking-Trips, Wanderungen mit viel Ausrüstung oder ohne Versorgungsstationen | Thule Versant 70 L |

Frage 2: Brauche ich ein ausgeklügeltes Tragesystem?
Schulterriemen, Hüftgurt, Rückenpartie und Brustgurt, diese vier Komponenten bilden das Tragesystem eines Rucksacks. Beim Begriff hören die Gemeinsamkeiten aber auch schon wieder auf. Es gibt Tragesysteme mit Rahmen, ohne Rahmen, aus Schaumstoff, aus Federstahl, aus Aluminium, innen liegend, vorgeformt, anpassbar, nicht anpassbar, hinterlüftet, dick gepolstert, dünn gepolstert und, und, und.
Grundsätzlich unterscheiden wir Backpacks mit Rahmen bzw. Tragegestell und Rucksäcke ohne ein solches. Letztere erhalten ihre Form durch eine durchdachte Packtechnik. Bei Ersteren geben Rahmen aus leichtem Metall oder Schaumstoff-Paneele dem Rucksack seine Form.
Auch beim Hüftgurt unterscheiden sich die verschiedenen Rucksack-Modelle gravierend: Während es bei einigen gerade mal ein schmales Gurtband ist, haben die Hüftgurte der großen Wanderrucksäcke ausgeformte Hüftflossen, die das tendenziell größere Gewicht vom Rücken auf die Beine übertragen.
Wer also viel und vor allem schwere Ausrüstung mit sich herumträgt, sollte auch auf ein gutes Tragesystem samt breitem Hüftgurt und guter Polsterung achten. Wer dagegen ultraleicht oder leicht unterwegs ist, kann sich das Gewicht eines solchen ausgeklügelten Systems sparen und auf minimalistischere Varianten umsteigen.
Bei vielen Tragesystemen kommt es zudem auf deine eigenen Vorlieben an: Magst du hinterlüftete Rucksäcke, oder soll dein Backpack sich lieber eng an den Rücken schmiegen? Brauchst du eine weiche oder eher eine härtere Polsterung? Je nach deinen Bedürfnissen eignen sich andere Wanderrucksäcke für dich.
Wie packe ich einen ultraleichten Wanderrucksack?
Das Schwere an großen Wanderrucksäcken ist vor allem das Tragesystem. Nur logisch, dass in der ultraleichten Szene genau darauf verzichtet wird. Um dem Backpack trotzdem Form und Stabilität zu geben, solltest du beim Packen sorgfältig vorgehen und ein paar Dinge beachten. Als Anfänger braucht man zudem ein paar Anläufe, ehe man seine ganz persönliche Packtechnik entwickelt hat.
Für den Anfang empfehlen wir eine Schaumstoffisomatte (Sofern du eine benutzt) als Rückenpolster-Ersatz zu nutzen. Diese wird entweder gerollt oder gefaltet in das große Hauptfach des Rucksacks geschoben und bildet das Grundgerüst. Darin wird dann der Rest der Ausrüstung verstaut und zwar so, dass das, was du am seltensten benötigst, ganz unten liegt. Die schwersten Teile des Equipments solltest du außerdem möglichst nah an deinem Rücken platzieren. So vermeidest du, dass der Rucksack ständig deine Schultern nach hinten-unten zerrt.

Frage 3: Welche Rucksack-Passform ist die richtige?
Kommen wir vom Tragesystem direkt zu Passform und Größe. Wenn du die Fragen gerade direkt beantwortest, solltest du dir vor dem Weiterlesen ein Maßband (und evtl. eine helfende Hand) schnappen. Das brauchst du nämlich gleich.
Bei einigen Rucksäcken bei uns im Shop wird zwischen männlicher und weiblicher Passform unterschieden. Das betrifft meist die Form der Schultergurte, die mehr Raum für die weibliche Brust lässt, der Hüftgurt bei der männlichen Variante ist eher gerade, während der weibliche leicht ausgestellt ist, um der weiblichen Anatomie entgegenzukommen. Die Rückenlänge ist zudem tendenziell kürzer als bei den Rucksäcken für Männer.
Bei der Auswahl spielt außerdem die individuelle Anpassbarkeit eine Rolle. Schultergurte samt Lastenkontrollriemen (die Riemen am oberen Ende der Schultergurte, mit denen die Lage des Wanderrucksacks eingestellt wird) sind so gut wie immer stufenlos anpassbar. Beim Hüftgurt wird es schon schwieriger. Hüftgurte, die lediglich aus einem Riemen bestehen, nehmen wir davon mal aus. Stattdessen geht es um die mit Flossen. Diese sind nämlich nicht immer verstellbar, müssen jedoch sicher auf den Hüftknochen sitzen, um die Last zuverlässig zu übertragen.
Auch die Torsolänge ist nicht immer einstellbar. Meist wird der Rucksack dann in verschiedenen Größen angeboten. An dieser Stelle noch mal der Hinweis: Betrachte deinen Rucksack als ein Kleidungsstück, das passen muss. Niemand würde mit zu kleinen oder zu großen Schuhe die Gipfel der Alpen erklettern. Also mach es auch nicht mit einem zu kleinen oder zu großen Rucksack. Das sorgt nur für Unwohlsein und Schmerzen.
Um den passenden Wanderrucksack auszusuchen, solltest du dich vor der Suche ausmessen. Wichtige Kenngrößen sind deine Rücken- bzw. Torsolänge, dein Hüftumfang sowie ggf. deine Schulterbreite und dein Brustumfang.
Hüftumfang, Brustumfang und Schulterbreite erklären sich von selbst. Schwieriger wird es bei der Rückenlänge. Um diese richtig zu ermitteln, nimmst du dir jetzt dein Maßband zur Hand und wenn du hast einen Helfer oder eine Helferin. Gemessen wird vom 7. Halswirbel (dem C7) bis zum Beckenbeginn. Das klingt jetzt komplizierter, als es ist. Den C7 findest du, in dem du den Kopf leicht nach vorn neigst. Der herausstehende Wirbel beim Ansatz der Schultern ist es. Für den Beckenanfang legst du deine Zeigefinger auf deine Beckenknochen vorn und greifst entweder mit den Daumen um dich rum (da, wo deine Daumen liegen, liest du deine Torsolänge ab) oder du legst an dieser Stelle ein Stück Schnur oder ein zweites Maßband um deine Hüften (den Hüftumfang brauchst du ja eh ;) ) Anschließend vergleichst du einfach deine Rückenlänge mit den Rückenlängen deiner favorisierten Backpacks.

Frage 4: Welche Details und Features brauch ich?
Das Grundgerüst deines perfekten Rucksacks steht. Jetzt geht es um die Details. Davon haben die Backpacks in unserem Shop mal mehr und mal weniger. Tendenziell haben die ultraleichten Modelle logischerweise weniger als die klassischen, die mit zusätzlichen Taschen, Steckfächern und Innenraumaufteilung daher kommen. Letztere ist für den Alltag definitiv praktisch, auf längeren Touren dagegen störend und überflüssig.
Auch die Frage des Zugangs stellt sich. Es gibt Rucksäcke, die neben dem Top-Access (von oben) auch über einen zusätzlichen Frontaccess verfügen. So kommt man an Dinge, die unten im Rucksack sind, ohne alles aus- und wieder einzupacken. Der Verschluss ist eventuell ein Thema: Da gibt es Kordeln. Zugbänder, Klips und Reißverschlüsse und natürlich den Rolltop. Mit diesem kann man den Rucksack auch dann komprimieren, wenn er nicht voll ist. Manchmal sind auch Rolltop und Reißverschluss oder Kordelzug kombiniert.
Ein Nice-to-have: Abbaubare Details, also ein abnehmbares Deckelfach, herausnehmbare Trennwände und entfernbare Riemen geben dir die Möglichkeit, den Backpack individuell an deine Bedürfnisse anzupassen und ihn um Überflüssiges zu erleichtern.
Frage 5: Gefällt mir das Design?
Auch wenn die Frage im Anbetracht der anderen fast schon banal erscheint und einige sicher sagen, dass das Aussehen des Rucksacks zweitrangig ist: Das Design spielt ebenfalls bei der Entscheidung eine Rolle. Denn egal wie gut der Rucksack passt und wie perfekt die Features auf dich abgestimmt sind, wenn der Rucksack nicht auch optisch gefällt, wirst du ihn vermutlich nicht gern tragen. Also ja, du darfst auch einen Rucksack ablehnen, weil er dir optisch nicht gefällt ;) Wäre ja schlimm, wenn wir alle die gleichen Rucksäcke cool finden würden.

Die Qual der Wahl
Die Suche nach dem perfekten und besten Rucksack kann schwierig sein. Zumal die Frustration mit jedem nicht passenden Pack wächst. Mit diesen Fragen konnten wir dir hoffentlich unter die Arme greifen. Auf unserem Rucksackboard auf Pinterest findest du noch mehr Hilfe und Inspiration. Und wenn noch etwas unbeantwortet geblieben ist, du unsicher bist oder zwischen gleichwertigen Modellen schwankst, dann schreib uns gerne. Entweder hier unten drunter als Kommentar, über das Kontaktformular oder per Direct Message auf Instagram.