11.12.20
In sechs Schritten zum richtigen Zelt

In sechs Schritten zum richtigen Zelt
Text: Mara Biebow - trekking-lite-store.com
Das richtige Zelt zu finden ist häufig eine Mammutaufgabe. Maße, Material, Konstruktion und Optik müssen abgewogen werden. Essentielle Fragen nach Verwendung, Personen und Zweck des zu erstehenden Objekts werden gewälzt, zahllose Bewertungen durchgelesen, Produktbeschreibungen studiert und Features und Größen verglichen. Und am Ende? Da raucht der Schädel, Zahlen fliegen durcheinander und du weißt eigentlich gar nicht mehr, was du eigentlich willst.

Schritt 1: Mit wie vielen Personen bist du unterwegs?
Vielleicht schmunzelst du gerade über diese vermeintlich simple Frage. „Ich bin allein unterwegs, da ist doch klar, dass ich ein Ein-Personen-Zelt nehme“, murmelst du, während du liest. So klar ist das allerdings nicht. Angaben wie „Ein-Personen-Zelt“ sind mit etwas Vorsicht zu genießen, da die Hersteller extrem unterschiedliche Vorstellungen davon haben, wie viel Platz eine Person benötigt. Schnell stellt man dann fest, dass gerade so eine Isomatte ins Zelt passt. Rucksack und andere Ausrüstung finden nur schwer oder gar keinen Platz.
Deshalb unser Tipp: Schaue dir immer die exakten Abmessungen des Zelts an und überprüfe, ob deine Schlafunterlage und eventuell andere Ausrüstung untergebracht werden können, ohne die Seitenwand zu berühren. Es lohnt sich übrigens immer, auch einen Blick in die nächst höhere Kategorie zu werfen (also als Solo-Wanderer nach Zwei-Personen-Zelten zu schauen). Manchmal kann man sich mit wenig zusätzlichem Gewicht eine ganze Menge zusätzlichen Komfort zulegen.

Schritt 2: Wo wird das Gepäck untergebracht?
Diese Frage schließt sich nahtlos an die vorherige an. Wenn du Kleidung und Ausrüstung außerhalb (z.B. im Auto oder Camper) lagern willst, brauchst du dir über zusätzlichen Innenraum wenig Gedanken machen. Soll oder muss deine gesamte Ausrüstung ebenfalls ins Zelt, dann plane von vornherein mehr Platz neben deinem Schlafplatz ein.
Alternativ kannst du bei der Auswahl des passenden Zelts darauf achten, dass die Apsiden, also der überdachte Boden außerhalb des Innenzelts, beziehungsweise das Vorzelt ausreichend groß sind, sodass du Rucksack und Schuhe dort unterbringen kannst.


Schritt 3: Wie campst du?
Welches Zelt das richtige für dich ist, hängt auch von der Art ab, wie du campst. Bleibst du länger an einem Campingplatz oder dient das Zelt wirklich nur als Schlafstätte? Musst du Regentage im Zelt überbrücken oder hast du Ausweichmöglichkeiten?
Eine Faustregel lautete: Je mehr Zeit du im Zelt verbringst, desto geräumiger sollte es sein. Sonst fällt dir schnell die Zeltdecke auf den Kopf und statt schönen Erinnerungen verbindest du nur Enge und Ungemütlichkeit mit deinem Shelter.

Schritt 4: Möchtest du aufrecht im Zelt sitzen können?
Wenn du weißt, dass du dich länger im Zelt aufhalten wirst, dann wirst du wahrscheinlich aufrecht sitzen wollen. Entscheidend dafür ist die Innenhöhe. Mindestens 90 Zentimeter sollten es sein. Je nachdem wie groß du bist und wie dick deine Schlafunterlage ist, solltest du eher mehr einplanen. Die Höhe hängt stark von der Konstruktion des Zelts ab. Mehr dazu findest du unter Punkt sechs.
Betrachtest du dein Zelt nur als Schlafplatz und reicht es dir, wenn du bequem drin liegen kannst, kannst du Abzüge bei der Höhe und damit beim Gewicht machen. Besonders auf langen Wanderungen oder wenn dir leichtes Gepäck extrem wichtig ist, ist das eine Überlegung wert.


Schritt 5: Wie sieht deine Isomatte aus?
Dass deine Isomatte sowohl von der Länge, als auch von der Breite her ins Zelt passen sollte, ist eigentlich selbstverständlich, oder? Drückt die Matte irgendwo gegen die Zeltwände ist das nicht nur ein Top-Ort, wo Feuchtigkeit eindringen kann, die Nähte werden auch unnötig strapaziert und könnten im schlimmsten Fall sogar reißen. Wie oben schon erwähnt solltest du außerdem genug Raum um die Matte herum einplanen, um Gepäck und Ausrüstung unterzubringen.
Doch nicht nur Länge und Breite sind wichtig. Auch auf die Dicke deiner Matte solltest du achten. Viele Ultraleicht-Zelte sind auf leichte Matten mit einer Maximal-Dicke von etwa 2,5 Zentimetern ausgelegt. Wanderer, die Wert auf einen höheren Komfort legen, haben meist dickere Matten. Damit laufen sie Gefahr, mit Füßen und Kopf sehr dicht an die Zeltwände zu geraten oder sogar dagegen zu stoßen. Achte also darauf, wie hoch deine Matte ist, und schau dir daraufhin sowohl die Grundfläche des Zelts als auch die Schrägheit der Wände genau an. Denke auch daran, deine Füße und die Dicke deines Schlafsacks einzubeziehen. Um den Schlafsack vor Kondenswasser zu schützen, sollte immer etwas Luft zwischen ihm und der Zeltwand sein. Als groben Richtwert kannst du mit 50 Zentimetern Platz in der Höhe für Isomatte, Füße, Schlafsack und den nötigen Abstand rechnen.


Schritt 6: Wie soll das Zelt konstruiert sein?
Generell solltest du darauf achten, dass hochwertige Materialien verarbeitet wurden und dass der Aufbau simpel ist. Nichts ist blöder als abends vor einem Haufen Stangen zu stehen, und eigentlich nur noch schlafen zu wollen.
Tunnel-, Kuppel- Pyramiden- und Firstzelte haben alle ihre Vorteile, genauso wie sie ihre Nachteile haben. In den meisten Pyramidenzelten kannst du zum Beispiel auf jeden Fall aufrecht sitzen, dafür sind sie durch die vielen Stangen echt schwer. Firstzelte lassen sich super einfach improvisieren, die Raumnutzung ist durch die zum Boden hin starken Schrägen allerdings schlecht.
Das Tunnelzelt besticht durch Leichtigkeit und sehr gute Raumnutzung. Bei Wind und Unwetter büßen sie aber etwas an Stabilität ein und müssen gut abgespannt werden, da das Gestänge nicht vonn allein steht.
Kuppelzelte sind stabil und bieten in den meisten Fällen ebenfalls genug Raum, um bequem sitzen zu können. Im Vergleich zum Tunnelzelt sind sie jedoch durch das zusätzliche Gestänge schwerer.
Vor allem die letzt genannten sind etwas im Vorteil. Sie verbinden Stabilität mit simpler Konstruktion und einem Aufbau mit wenigen Handgriffen.Kommen jetzt noch hochwertige, leichte Materialien dazu, ergibt sich ein zuverlässiger Partner mit wenig Gewicht. Dann muss nur noch die Größe stimmen.
Aber nicht nur die Form spielt bei der Wahl des geeigneten Zelts eine Rolle, sondern auch das Modell. Unterschiedliche Modelle bieten oft zusätzliche Möglichkeiten der Raumerweiterung. In Zelten von Six Moon Designs kann zum Beispiel mit der Nutzung bestimmter Abspannpunkte mehr Platz im Kopf- und Fußbereich geschaffen werden. Beim Nordisk Telemark lässt sich der Zeltinnenraum flexibel erweitern oder verringern, je nachdem ob man mehr Platz im Innenzelt oder unter der Apsis benötigt.


Noch unsicher?
Generell solltest du darauf achten, dass hochwertige Materialien verarbeitet wurden und dass der Aufbau simpel ist. Nichts ist blöder als abends vor einem Haufen Stangen zu stehen, und eigentlich nur noch schlafen zu wollen.
Das richtige Zelt zu finden ist keine Wissenschaft. Letztendlich zählt vor allem dein persönlicher Platzanspruch und in welchen Situationen du das Zelt verwenden willst. Es gibt Leute, die mit der Enge eines Zelts nicht klarkommen, während andere, größere Wanderer damit perfekt klarkommen. Unser Tipp: Hast du ein Zelt in der engeren Auswahl, schnapp dir eine Schnur oder ähnliches und spanne die Maße bei dir zu Hause auf. So bekommst du ein Gefühl für die Größe und kannst bestimmen, ob der Platz ausreicht, ob du ein größeres Zelt oder sogar ein kleineres brauchst.
Wenn du dir trotzdem unsicher bist, oder eine Frage hast, die hier nicht beantwortet wurde, wende dich gerne an uns. Wir können dir sicher weiterhelfen.