27.12.20
Leicht, ultraleicht, Daune

Leicht, ultraleicht, Daune
Text: Mara Biebow - trekking-lite-store.com
Trotz vieler Versuche bleibt die Daune, das kleine Wunderwerk der Natur, ein unersetzliches Material. Zumindest im Ultraleicht-Bereich. Aber was ist das überhaupt für ein Material? Wo kommen es her? Und gibt es tatsächlich keine Alternativen?
(Die Abbildungen in diesem Artikel dienen dem besseren Verständnis. Sie sind stark vereinfacht, nicht maßstabsgetreu und schematisch.)
Inhalt
- Was sind Daunen?
- Gans oder Ente?
- Die Fachbegriffe oder Was zur Hölle sind cuin?
- Daunengewinnung: Tierwohl vs. Outdoor-Spaß?
- Gibt es keine Alternative zur Daune?
Vieles, was die Natur uns bietet, haben wir inzwischen kopiert. Aus Vogelflügeln wurden Tragflächen, aus Haischuppen Taucheranzüge. Doch manchmal scheint die Natur einen regelrechten Kopierschutz eingebaut zu haben. Wie bei der Daune. Bislang kommt keine Kunstfaser an die Wärmeleistung der leichten Federchen heran.

Was sind Daunen?
Daunen sorgen dafür, dass Vögel, besonders Wasservögel, nicht auskühlen. Sie bilden die Isolierschicht unter den sichtbaren Federn. Das Besondere an ihnen ist ihr Aufbau: Von einem kurzen Kiel aus verästeln sich feinste Federchen in alle Richtungen. Die einzelnen Ästchen werden durch die Bewegung des Vogels negativ geladen und behalten so immer den größtmöglichen Abstand zu einander. Das Ergebnis ist ein isolierendes Luftpolster, das nicht nur vor Kälte, sondern auch vor Hitze schützt.
Alles schön und gut, doch jeder erfahrene Wanderer weiß, dass Daunen ihre Isolierkraft in nassem Zustand fast vollständig verlieren. Was Wanderer ihre Daunenschlafsäcke vor Regen schützen lässt, bereitet den Wasservögeln wenig Sorgen. Sie fetten ihr Daunenkleid mit einem öligen Sekret ein und sorgen so dafür, dass sie bei Feuchtigkeit nicht verkleben.
Einen ähnlichen Ansatz verfolgen Hersteller mit hydrophoben Daunen. Anstelle des öligen Sekrets nutzen sie ein wasserabweisendes Imprägniermittel, um die Daunen widerstandsfähiger gegen Feuchtigkeit zu machen.Das hat außerdem den Effekt, dass sie, sollten sie nass werden, schneller trocknen.

Gans oder Ente?
In hochwertigen Schlafsäcken und leichten Daunenjacken werden vor allem Gänsedaunen verarbeitet. Diese sind qualitativ besser und vor allem leistungsfähiger als Entendaunen. Das liegt an ihrem größeren Durchmesser, durch den sie mehr Luft und dadurch Wärme speichern können. Im Vergleich zur Entendaune braucht man knapp 10 % weniger Füllung, um die gleiche Isolierleistung zu erreichen. Entendaunen erreichen eine maximale Fillpower von nur 700 cuin, während für Gänsedaunen die Grenze bei bis zu 900 cuin liegt.
Eine Ausnahme bildet die Eiderente. Deren Daunen sind die besten, aber auch teuersten, die die Tierwelt zu bieten hat. Grund dafür ist der simple Fakt, dass die Eiderente in den nördlichsten Gefilden der Welt zu Hause ist und deshalb die größten Daunen ausbildet.

Die Fachbegriffe oder Was zur Hölle sind cuin?
Beim Thema Daune und vor allem in Bezug auf ihre Qualität tauchen Bezeichnungen auf, die auf den ersten Blick Verwirrung auslösen können. Während Füllmenge noch verständlich ist, erklären sich Bauschkraft und Mischungsverhältnis nicht mehr so leicht von selbst. Von der Bewertung dieser Angaben ganz zu schweigen.
Da alle drei Eigenschaften in deine Entscheidung bei der Wahl eines Schlafsacks oder auch einer Daunenjacke einfließen sollten, geben wir dir hier einen kleinen Überblick.
Bauschkraft oder Fillpower
Diese Angabe erklärt dir, wie gut sich die Daune ausdehnt und damit Luft speichert. Beim Test wird eine Unze des Materials (also 28,35 Gramm) zusammengedrückt und wieder losgelassen. Das Volumen, das die Daune anschließend wieder auffüllt, wird als Fillpower oder Bauschkraft bezeichnet und in cuin (Cubic Inches) angegeben.
Zur Orientierung:
500 - 600 cuin – ganz okay, aber nicht grandios
600 - 700 cuin – Eine Kategorie, mit der man schon arbeiten kann. Ein leichter Daunenschlafsack sollte mindestens diese Fillpower haben.
700 - 900 cuin – Spitze. Klasse. Mega. Super. Mit einem solchen Schlafsack holst du dir ein Modell der Königsklasse ins Haus. Allerdings ist die Pflege auch etwas aufwendiger als bei den anderen.
Mischungsverhältnis
Das Mischungsverhätnis bezeichnet das Verhältnis zwischen Daunen und Federn. Je höher der Anteil der Daune, desto besser ist die Isolation im Verhältnis zum Gewicht. Mit anderen Worten: Ein 90/10 Schlafsack ist wärmer als ein 70/30 Schlafsack bei gleichem Gewicht.
Füllmenge
Mit der Füllmenge wird, wie nicht anders zu erwarten, die Menge an Daunen bezeichnet, die in den Schlafsack (oder die Outdoor-Jacke) gefüllt wird. Je höher die Füllmenge, desto wärmer ist der Schlafsack. Das gilt übrigens auch für Kunstfaser-Schlafsäcke.

Daunengewinnung: Tierwohl vs. Outdoorspaß?
Daunen sind Tierprodukte. Und besonders bei Gänsedaunen gibt es immer wieder Diskussionen über deren Gewinnung. Nicht beachtete Verbote, Tierquälerei und ethische Verfehlungen sind leider immer noch an der Tagesordnung und ein klarer Nachteil des Materials.
Viele Outdoor-Hersteller achten inzwischen zwar in ihren Produktionsketten auf Tierwohlrichtlinien und darauf, dass den Tieren nur zu bestimmten Zeiten (während der Mauser) die Daunen entnommen werden. Trotzdem gibt es immer noch Züchter, die Lebendrupf praktizieren, ohne die Mauser zu beachten. Auch aus der in Deutschland verbotenen Stopfleber-Produktion kommen immer noch zahlreiche Daunen.
Es gibt heute zum Glück Ansätze zur Zertifizierung ethisch gewonnener Daunen. Dazu gehört das RDS-Siegel (Responsible Down Standard) der Textile Exchange Organisation. Auch die Marken selbst achten inzwischen gezielt auf das Wohl der Tiere und überprüfen regelmäßig ihre Hersteller und Zulieferer.
Bei uns im Shop nutzen unter anderem diese Marken ausschließlich ethisch gewonnene Daunen:

Gibt es keine Alternative zur Daune?
Weder in der Natur noch im Labor konnte bislang eine Faser oder ein Material entwickelt werden, das die Vorteile der Daune möglichst ohne ihre Nachteile kopiert. Zwar wird bei warmer Outdoor-Bekleidung und Bettdecken inzwischen auch mit Naturfasern wie Kapok, Mais oder Bambus experimentiert. Für Schlafsäcke ist das allerdings bisher kein Thema. Stattdessen versuchen es viele Hersteller mit synthetischen Daunen und Kunstfasern. Verschiedenste Entwicklungen gibt es auf dem Markt, darunter bekannte Fasern wie Climashield® oder Primaloft®. Bislang reicht jedoch keine an die Isolierkraft der natürlichen Daune bei einem vergleichbar kleinen Gewicht und Packmaß heran. Kunstfaser-Schlafsäcke sind immer schwerer als Daunenschlafsäcke bei gleicher Wärmeleistung und lassen sich weniger stark komprimieren.
Dennoch sollten sich gerade Wanderer, die in feuchten Gebieten unterwegs mit den Kunstfasern beschäftigen. Sie sind nämlich wasserabweisend und halten die Wärme auch noch im feuchten oder sogar nassen Zustand sehr gut. Ein klarer Vorteil gegenüber der natürlichen Daune. Dazu kommt, dass sie, sollten sie einmal nass werden, extrem schnell trocknen.

Fazit
So schnell wird es wohl keine hundertprozentige Alternative zu natürlichen Daunen auf dem Markt geben. Kunstfasern kommen bislang weder an die Wärmeleistung, an das extrem geringe Gewicht oder an die Komprimierbarkeit und das dadurch kleine Packmaß heran. Die Forschungen nach einer künstlichen Daune laufen auf Hochtouren und ein Vergleich lohnt sich immer. Vielleicht reicht ein Kunstfaser-Schlafsack für deine Zwecke aus oder ist sogar besser geeignet. Soll oder muss es ein ultraleichter Daunenschlafsack werden, achte auf das RDS-Siegel und wähle Hersteller, denen das Wohl der Tiere am Herzen liegt.

Mehr Informationen:
Du willst mehr über natürliche und künstliche Alternativen zur Daune wissen? Dann legen wir dir diesen Artikel ans Herz.
Die Tierschutzorganisation PETA hat sich in diesem Blogartikel mit "veganen Daunen" auseinandergesetzt und stellt dir diese vor.
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